Die Stille hinter den Worten
Ulrike Haage
Ein Autor hat sich davongemacht. Ein paar Worte hat er uns hinterlassen, die nur noch
in erinnerungsblassen Fragmenten die Räume beleben; Worte, die wie fern vergangene Reflexe einstiger Ideen aufscheinen. Seine Abwesenheit zeichnet eine tönende Spur des
Verschwindens, weckt die Erinnerung an eine schemenhafte Präsenz, die nun nicht mehr
Sprache ist, sondern Nachhall der Worte – Gedankenspuren, die sich in Tonspuren verwandelt haben. Wir, die Verlassenen, bleiben zurück in dem Raum des vollen, erfüllten
Schweigens. Doch irgendwo zwischen den Geräuschen, den Satzfragmenten und den Tönen
aber muss ES noch zu finden sein: dieses Gewesene, das so unerbittlich gegenwärtig ist.
Jeder Ton, jede Silbe, jedes Wort und jeder Name gleicht einer Anrufung, um den Raum des Schweigens mit einer spürbaren Präsenz zu füllen. Schemen des Realen, der Leidenschaft des Todes.Nichts verschwindet. Nichts verschwindet spurlos. Nicht in den Rissen der Welt, nicht im Arkanum des Schweigens.“ (Harry Lachner)