Die stille Sprache der Drüggelter Kapelle
Wege und Umwege eines Dialogs
Hartmut Lux
Wer errichtete dieses nach außen so schlichte, nach innen so filigrane Bauwerk? Wann wurde es erbaut und aus welchem – zweifellos religiösen – Hintergrund erschließt sich ein Verständnis seiner kosmischen Ausrichtung? Historische Dokumente, die diese grundlegenden Fragen beantworten könnten, liegen nicht vor.
Was sagen die Bauformen selbst? Welche Bedeutung haben die Zahlen: die Vierzahl des inneren, die Zwölfzahl des äußeren Säulenkreises? Welchen religiösen Sinn ergeben die Bilder, Zeichen und Symbole der Kapitelle, vor allem entlang der vermutlich nahezu vollständig im ursprünglichen Zustand erhaltenen Ost-West-Achse? Was ist abzulesen an den Bewegungen des Lichtes in der Kapelle im Tages- und im Jahreslauf?
Alle Kunstformen sprechen. Ihre stille Sprache verstehen zu wollen, macht die Begegnung zu einem Gespräch, das in seinem unvorhersehbaren Verlauf immer auch neue Perspektiven eröffnet.
Gesprächsführung ist eine Kunst; wie man sie üben kann, versucht dieses Buch ebenso zu beschreiben (S. 84 ff.), wie es berichtet, welche neuen Ansichten und Einsichten zur Drüggelter Kapelle auf Wegen und Umwegen sich ergeben.
Wie Kunstformen sprechen auch die Formen der Natur. Zu ihnen führen die „Umwege“, der zweite Teil dieses Buches. Er zeigt u.a. an Ergebnissen der Klangforschung, wie Kunst- und Naturformen in der Tiefe gemeinsame Wurzeln haben und dass radiärsymmetrische Blüten und Zentralbauten wie die Drüggelter Kapelle bis in ihre kultischen bzw. Lebensprozesse hinein einander geheimnisvoll entsprechen.