Die syrische Grenze
Rudolph Jula
Der Reiseschriftsteller und Regisseur Rudolph Jula hat sich dem langsamen Reisen verpflichtet und mehrmals den Nahen und Mittleren Osten auf dem Landweg bereist. Nach ‚Auf dem Weg nach Damaskus‘ (Edition Patrick Frey) erscheint nun mit ‚Die syrische Grenze‘ eine neue literarische Reiseerzählung, deren Unmittelbarkeit man sich schwer entziehen kann.
Weil der Weg nach Syrien, dem Land seiner Sehnsucht, plötzlich verschlossen bleibt, reist Rudolph Jula zwischen 2011 und 2013 drei mal der türkisch-syrischen Grenze entlang, vom Mittelmeer bis ans Ufer des Tigris, und begegnet im Grenzgebiet den Zeichen des Kriegs. Dabei steht nicht eine politische Reflexion der tagesaktuellen Situation im Vordergrund, vielmehr ist ‚Die syrische Grenze‘ eine kenntnisreiche Liebeserklärung an ein sterbendes Land. Geschickt lässt Jula die drei zeitversetzten Reisen entlang der syrischen Grenze zu einer großen Reiseerzählung verschmelzen. Neben dem geografischen entsteht somit auch ein zeitlicher Raum, in dem Jula immer wieder historische Themen miteinbezieht und aktuellen Konflikte eine weit in die Vergangenheit zurückreichende Geschichte gibt. Dabei wird auch der Genozid an den Armeniern, der sich 2015 zum hundertsten Mal jährt, erstmals in literarischer Form in einen neuen und umfassenden Kontext gestellt. Mit dem genauen Blick eines Flaneurs beobachtet Jula, wie sich im Alltag des Grenzgebiets der Untergang einer Kultur abzeichnet und vefolgt das tragische Schicksal eines Landes, von der latenten Kriegsgefahr bis Ausbruch der Katastrophe, die Syrien bis heute heimsucht.