Die Ungleichbehandlung beim Zugang zu Gütern und Dienstleistungen
Geschlechtergetrennte Räume im Spannungsfeld von Gleichheit, Differenz und Anerkennung
Maria Lee
Die Gleichbehandlung von Gütern und Dienstleistungen aus rechtsdogmatischer, rechtsphilosophischer und geschlechertheoretischer Perspektive
Die Gleichheit von Männern und Frauen als Prinzip erfreut sich in der westlichen industrialisierten Welt in weiten Teilen eines Grundkonsenses. Die Geschlechtertrennung, die Menschen nach Geschlecht unterschiedlich behandelt, erscheint da im ersten Moment als Widerspruch. Dennoch begegnet man ihr tagtäglich im Zusammenhang mit Toiletten, Frauenparkplätzen, Herrenclubs uvm. Das Antidiskriminierungsrecht der EU enthält zwei Bestimmungen, welche die Trennung nach Geschlechtern im Zusammenhang mit der Versorgung mit Gütern und Dienstleistungen explizit ermöglichen: Art 4 Abs 5 über geschlechtsspezifische Angebote und Art 6 über positive Maßnahmen in der RL 2004/113/EG. Im Rahmen dieser Arbeit wird zum einen überprüft, ob diese Maßnahmen eindeutig voneinander unterschieden werden können. Zum anderen wird untersucht, ob das Anbieten von Gütern und Dienstleistungen getrennt nach Geschlechtern sinnvoll und wünschenswert ist. Im ersten Teil wird der Gleichheitsgrundsatz, dessen Struktur und Bedeutungsgehalt analysiert. Im zweiten Teil wird die Analyse mit besonderem Augenmerk auf die Theorie der Geschlechterdekonstruktion und der Infragestellung der Geschlechterkategorien verfeinert. Dabei erfolgt auch eine Auseinandersetzung mit der Forderung nach Anerkennung von trans*geschlechtlichen und inter*geschlechtlichen Seinsweisen.