Die Verschuldungskultur
Finanzkrise, Weltordnungspolitik, geistiger Niedergang der Moderne
Christian Breuel
Den Kindern eine gute Zukunft zu sichern ist das natürliche Ziel aller Eltern. Warum aber tragen dieselben Eltern als gesellschaftliche Wesen dazu bei, ihren Kindern genau diese gute Zukunft wieder zu nehmen? Mit unserer Lebensform des Überkonsums und Überressourcenverbrauchs häufen wir ungeheure Schulden auf, nicht nur finanzielle, auch ökologische und kulturelle. Darüber hinaus akzeptieren wir Risiken, die unsere störanfällige, globale Zivilisation zum Einsturz bringen können, von der Kernschmelze in Kernkraftwerken bis zur Kernschmelze des globalen Finanzsystems. Wie lange können wir nach jeder Beinahekatastrophe zum Alltag übergehen, als hätte das Ganze mit uns und unserer Lebensform nichts zu tun? Wie lange können wir gegen alle Evidenz so weiterleben wie bisher?
Viele Folgeprobleme unserer Lebensform haben ihre Ursache in einer sich selbst überlassenen Globalisierung. Der globalisierte Kapitalismus ist wie ein pubertierender Jugendlicher: er entdeckt erstaunt seine Kräfte, weiß aber noch nichts mit ihnen anzufangen. Er braucht einen klaren Rahmen, in dem er seine Kräfte sinnvoll einsetzen und wenig Schaden anrichten kann. Deshalb muss die politische Globalisierung der wirtschaftlichen folgen.
Dabei geht es zu allererst um eine neue Ordnung der Weltfinanzmärkte. Noch immer kann jeden Tag der Zusammenbruch einer systemrelevanten Bank zum Zusammenbruch des Weltfinanzsystems führen. Mit der Anwendung einfacher und bewährter Grundsätze ließe sich eine stabile Ordnung der Finanzmärkte etablieren. Woran es fehlt, ist eine Politik, die den Konflikt mit der mächtigen Finanzindustrie nicht scheut.