Die verschwundene Kilianskirche in Freyburg (Unstrut)
Novum Castrum - Schriftenreihe des Verein zur Rettung und Erhaltung der Neuenburg e.V.
Bernd Bahn, Kordula Ebert, Reinhard Schmitt, Holger Volk
Erstmals werden in der soeben vom Verein zur Rettung und Erhaltung der Neuenburg e. V. herausgegebenen Veröffentlichung „Die verschwundene Kilianskirche in Freyburg (Unstrut) – Versuch einer Rekonstruktion“ alle heute verfügbaren Quellen und Erkenntnisse zur ehemaligen Kilianskirche in Freyburg zusammengestellt. Das Bauwerk, das vermutlich im 12. Jahrhundert errichtet worden ist und einen älteren Vorgängerbau besessen haben kann, lag dicht südlich des Jahnhauses. Aus dem Dunkel der Überlieferungsgeschichte taucht es erstmals im Jahre 1424 auf. Die Kirche, etwa von der Größe der ersten Saalkirche der Neuenburg, war die Pfarrkirche der Dörfer Erau und Eckstädt, vielleicht auch einer frühen Siedlung am Fuße des Schloßberges.
In der Zeit nach der Reformation als Pfarrkirche aufgegeben, wurde das Bauwerk im Jahre 1572 im Rahmen eines Tauschgeschäftes dem Amt Freyburg übergeben. Im Jahre 1589 wird erstmals von einer Nutzung für Jagdhunde anlässlich der Schweinsjagd berichtet, so auch 1622; gleichzeitig wurde der Bau „zum gehorsamb der Bauern gebrauchet“, also als Gefängnis. Gleichzeitig diente der zur Lagerung von Getreide. Ab etwa 1701 bis 1736 ist eine Nutzung als Bärenstall überliefert (danach die Benennung als „Bärenkirche“), 1707 wurde die Kirche für Schweinehaltung in Anspruch genommen.
an den Burgmüller
1794 entledigte sich das Amt Freyburg der nicht mehr benötigten Kirche und verkaufte diese an den Burgmüller Theodor Eisenschmidt und den Färber Johann Carl Meißner, die große Teile tatsächlich abbrechen ließen und die guten Steine zu Weinbergsmauern und zur Ausbesserung des Unstrutwehres verwendeten. Beide hatten in der Nachbarschaft der Kilianskirche, um Schloss- und Mühlgasse, mehrere Besitzungen. In einer Beschreibung aus dem Jahre 1802 erwähnt Friedrich Gottlob Leonhardi noch Reste der Kirche, und in der Christnacht, also vom 24. zum 25. Dezember, 1837 stürzte das Übriggebliebene „in die Tiefe“ und wurde später beseitigt. Der Freyburger Chronist Gottlob Traugott Gabler schrieb 1840 wörtlich: „Am südlichen Abhange des Schloßberges, zwischen der Mühle und den nächsten Häusern der Mühlgasse, sah man noch vor Kurzem einige Ueberreste von alten Gemäuer, welches mit der St. Kilianskirche im Zusammenhang gestanden. Ein sehr großer Theil lösete sich in der Christnacht 1837 vom Berge los und stürzte in die Tiefe; das übrige wurde abgebrochen. Bei dieser letzten Beschäftigung, so wie beim Zerschlagen des herabgestürzten Stückes, hatte man die beste Gelegenheit, das Eigenthümliche, so wie die außerordentliche Dicke und Festigkeit des Mauerwerks zu betrachten und zu bewundern.“
Durch sorgfältige Vergleiche alter Karten und Beschreibungen konnte die Lage der Kilianskirche im Gelände recht genau lokalisiert werden. Als frühes Zeugnis für die Christianisierung der Gegend um Freyburg, als älteste Pfarrkirche im Bereich des heutigen Freyburg und mit ihrer langen, vielfältigen Nutzungsgeschichte verdient es die Kirche, wieder verstärkt ins öffentliche Bewußtsein gerückt zu werden. Genau dies war das Anliegen der Autoren Bernd W. Bahn, Kordula Ebert, Reinhard Schmitt und Holger Volk.
Ein weiteres, nahezu völlig vergessenes Bauwerk, die Burg Haldecke im Bereich des Hotels „Edelacker“ soll als nächstes in der Vereins-Schriftenreihe „novum castrum“ veröffentlicht werden.