Die Versinschrift des Hyssaldomos und die Inschriften von Uzunyuva (Milas/ Mylasa)
Unter Mitarb. v. Barnea, Robert/ Gander, Max/ Holler, Barbara/ Kunnert, Ursula/ Schröder, Janett
Christian Marek, Emanuel Zingg
Inmitten der Kleinstadt Milas in der Südwesttürkei, dem antiken Mylasa in Karien, wird seit 2010 ein heiliger Bezirk auf einer erhöhten Plattform ausgegraben. Anlass war die Entdeckung eines gewaltigen Grabmonumentes mit prächtig ausgestatteter, fürstlicher Grabkammer, bei dem es sich um einen Zwillingsbau des berühmten Mausoleums von Halikarnassos handelt, einem der ›Sieben Weltwunder‹ in der Antike. Bei den Grabungen sind zahlreiche Inschriftensteine gefunden worden, die aus verschiedenen Epochen stammen und zumeist in einem sekundären Kontext verbaut waren: Dekrete, Weih-, Ehren-, Bau-, Grabinschriften, Graffiti und andere. Sie tragen viel Neues bei zu der bisher bekannten, reichen Epigraphik der Polis Mylasa.
An Bedeutung weit über diese Thematik hinausragend ist die 2014 auf der Plattform entdeckte, 125-zeilige Versinschrift in katalektischen trochäischen Tetrametern, die ein bis dahin unbekannter Dichter namens Hyssaldomos verfasst hat. Sie bereichert die griechische Dichtung um einen außergewöhnlichen Quellentext. Ihre sprachlichen, metrischen, motivischen, kompositorischen und typologischen Besonderheiten, der Inhalt ihrer Erzählung und deren historische Bezüge, Urheber, Kontext und Zweck ihrer ursprünglichen Aufstellung werden das Interesse von Forschern verschiedener Disziplinen der Altertumswissenschaften – Philologie, Geschichte, Archäologie, Religionswissenschaft – auf sich ziehen. Ihre Kommentierung und Interpretation nimmt den größten Teil dieses Buches ein.