Die Wahnhaftigkeit des Menschen und die Gewissheit des Todes
Aufsätze und Vorträge 1931–1972.
Hans Kunz, Jörg Singer
Dieser Band macht nicht nur Kunz’ Frühschrift Die Grenze der psychopathologischen Wahninterpretationen wieder zugänglich, die der Schweizer Psychiater Ludwig Binswanger 1965 als epochemachenden Beitrag in der Geschichte der psychiatrischen Grundlagenforschung taxierte. Daneben vereinigt er auch Aufsätze und Vorträge, die direkt an den zweiten Band von Kunz’ Hauptwerk Die anthropologische Bedeutung der Phantasie und an seine breit angelegten späten Studien zur Endlichkeit des Menschen anknüpfen. Kunz fragt danach, was den gebrochenen Weltbezug und die Weltflüchtigkeit im Menschen ursprünglich ermöglicht hat, und versucht zu ergründen, weshalb die Vernunft – wie Kant formuliert – «durch einen Hang ihrer Natur getrieben wird, über den Erfahrungsgebrauch hinaus zu gehen, sich in einem reinen Gebrauche und vermittels blosser Ideen zu den äussersten Grenzen aller Erkenntnisse hinaus zu wagen». Nach Kunz dokumentiert das Denken – einst Zeuge für die Teilhabe an einem Göttlichen oder Überzeitlichen – die potenzierte Endlichkeit des Menschen.