Die Westfälische Diakonenanstalt Nazareth 1914-1954
Jahrzehnte der Krise
Reinhard Neumann
In der Westfälischen Diakonenanstalt Nazareth zeichnet sich für den Zeitraum von 1914 bis 1954 und teilweise auch noch darüber hinaus innerhalb der männlichen Mutterhausdiakonie sowohl in den äußeren
als auch in den inneren Strukturen und Verhältnissen ein Sonderweg ab.
Schon 1914 bildeten sich erste Merkmale der Nazareth-Familie, seit 1934 zur „Gottesfamilie Nazareth“ ausgeformt. Von 1923, mit dem Amtsantritt Paul Tegtmeyers als Vorsteher Nazareths, bis zu seinem Ausscheiden aus dem Vorsteheramt 1954 sicherte dieses Familienmodell die Gesamtheit des Brüderhauses Nazareth gegenüber einer permanenten Abfolge von Krisensituationen des 20. Jahrhunderts. Das gilt auch für die Jahre des Nationalsozialismus.
In der vorliegenden Arbeit kann vielfach auf bisher noch nicht erschlossenes Quellenmaterial im Nazareth-Archiv zurückgegriffen werden, das im Folgenden erstmals veröffentlicht wird. Die Amtszeiten der beiden Nazareth-Vorsteher Johannes Kuhlo und Paul Tegtmeyer, die sich über die ersten vierundfünfzig Jahre des 20. Jahrhunderts erstrecken, vor allem ihr Verhalten in der Zeit des Nationalsozialismus können nunmehr quellenkritisch umfassend gewürdigt werden.
Reinhard Neumann, 1956 geboren in Bielefeld; Mitglied der Diakonischen Gemeinschaft Nazareth; Studium der Geschichtswissenschaft und Philosophie in Bielefeld; seit 1998 Archivar der Stiftung Nazareth in Bielefeld-Bethel, Dozent für Kirchen- und Diakoniegeschichte an der Fachhochschule der Diakonie und an der Evangelischen Bildungsstätte für Diakonie und Gemeinde in Bielefeld-Bethel; seit Juli 2010 Durchführung eines mehrjährigen Forschungsprojekts zur Geschichte des Verbands Evangelischer Diakonen-, Diakoninnen- und Diakonatsgemeinschaften in Deutschland e.V. (VEDD).