Dynamik der Migration in der Schweiz
Eine empirische Untersuchung der Mobilität der ausländischen Arbeitskräfte 1984-1994
David de Wild
Der Bestand der ausländischen Erwerbsbevölkerung der Schweiz zeichnet sich, aus wirtschaftlicher Sicht, durch eine zunehmende Sesshaftigkeit der ausländischen Arbeitskräfte und deren steigende Präsenz im Arbeitslosenbestand aus. Angesichts der streng reglementierten Zulassungspolitik erstaunen diese Entwicklungen. Der scheinbare Widerspruch liegt vor allem darin begründet, dass die verantwortlichen Behörden Höhe und Zusammensetzung des Bestands der ausländischen Arbeitskräfte über den jährlichen Strom an Neuzuwanderungen steuern, ohne die empirischen Zusammenhänge zwischen dem Zuwanderungsstrom und dem Bevölkerungsbestand zu kennen. Sie steuern also weitgehend „blind“. Vor dem Hintergrund widmet sich das Buch der Dynamik der Migration in der Schweiz. Im Zentrum stehen die Bewegungen der ausländischen Arbeitskräfte, die zur heutigen Zusammensetzung des Bestands der ausländischen Erwerbsbevölkerung geführt haben. Die Personenbewegungen werden im Rahmen einer Bevölkerungs- und Arbeitskräftegesamtrechnung erfasst und als absorbierende Markov-Kette modelliert. Im Rahmen des Modells lassen sich die langfristigen Auswirkungen der beobachteten Mobilität ermitteln. Anschliessend wird mittels ökonometrischer Methoden untersucht, inwiefern persönliche Merkmale der ausländischen Arbeitskräfte ihre Mobilität in der Schweiz und ihr Abgangsverhalten bestimmen. Ersteres wird im Rahmen eines multinomialen Logit-Modells untersucht, letzteres im Rahmen eines proportionalen Hazard-Raten-Modells. Die Untersuchungen beziehen sich auf den Zeitraum 1984-1994. Sie zeigen, dass schon ein bescheidener Zustrom ausländischer Arbeitskräften anschauliche Auswirkungen auf die Höhe und Zusammensetzung des Ausländerbestands haben kann und deuten an, dass die Ausgestaltung der Ausländerpolitik zu einer Verschlechterung der Qualifikation der ausländischen Erwerbsbevölkerung beigetragen hat. Der verwendete Untersuchungsansatz kann den verantwortlichen Behörden als Basis dienen, um den Zuwanderungsstrom künftig zielgerichteter zu steuern.