Edenbichl
Fremde im Garten Eden
Irmgard Hierdeis
Die Einwohner der Marktgemeinde Edenbichl sind stolz auf ihre schöne Landschaft: ein See vor der Haustüre, die Berge in Sichtnähe. Daß sie ihre Idylle mit zugezogenen „Preißn“ und neuerdings mit jugendlichen Eritreern teilen müssen, gefällt den meisten Eingeborenen nicht.
Besonders die „Stammtischler“ geraten, wenn sie einige Biere intus haben, in verbale Ausfälle gegen die Flüchtlinge; schließlich waren sie vehement dagegen, daß die Gemeinde sieben unbegleitete Jugendliche in einem ehemaligen Gasthaus unterbringt.
Die Ehrenamtlichen, die sich um die Asylanten kümmern, erhalten anonyme Briefe mit Beschimpfungen und Drohungen.
Die Probleme eskalieren, als einer der fremden Teenager schwer verletzt in einem Gebüsch aufgefunden wird.
Auf der Suche nach dem oder den Verdächtigen schießen wilde Vermutungen ins Kraut. Zu einer Festnahme der Schuldigen kommt es jedoch nicht.
Ein Fahndungserfolg oder gar eine Verurteilung wird längere Zeit durch die persönliche Verstrickung und Eigenmächtigkeit des Ortspolizisten verhindert; ihm erscheint es wichtiger, den Delinquenten eine persönlich verordnete Buße aufzuerlegen, als gesetzestreu zu handeln.
Wie sich die Täter als Wohltäter aufspielen und ihre wahren Motive verschleiern, wie die Polizei durch Untätigkeit und Vorurteile sich lähmt, wie das Schicksal des Opfers eine späte Genugtuung erfährt – das wird am Ende durch die Unbelehrbarkeit der Delinquenten und die späte Einsicht eines vordergründig barmherzigen Polizisten offenbar.
Wer Heimat nicht als Privileg, sondern als ein Menschenrecht versteht, wird dieses Buch mit Teilnahme und Interesse lesen.