Ein glückliches Exil
Courbet in der Schweiz
David Bosc, Gabriela Zehnder
Nach der gewaltsamen Auflösung der Kommune wurde der französische Maler Gustave Courbet wegen seiner Beteiligung an der Zerstörung der Vendôme-Säule zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Später im Mai 1873 verlangte die neue französische Regierung auch noch Schadenersatz (335.000 Francs). Gustave Courbet floh in Richtung Schweiz, wo er vier Jahre später im Exil starb.
„Der Mann, der an diesem 23. Juli 1873 die Grenze überschritt, war ein toter Mann, und die Polizei wusste nichts davon. Tot für die Drohungen, die Erpressungen, die Machenschaften. Ein toter Mann, der noch vor Ablauf einer Woche mit einer Frau schlafen würde.
In seinem Schweizer Exil hat Gustave Courbet den grössten Freuden seines Lebens gefrönt: Er hat gemalt, er hat geprasst, er hat in den Flüssen und Seen gebadet. Man staunt über die Freiheit dieses Körpers, in dessen Kielwasser sich die Gassen des Marktfleckens entwirren, über diesen dicken Bauch, der langsam die Gewässer, die Täler, die Wälder zerteilt. Wenn er malte, tauchte Courbet mit dem Gesicht in die Natur ein, mit Augen, Lippen, Nase, mit beiden Händen, auf die Gefahr hin, sich zu verlieren, die Gefahr vor allem, geblendet zu werden, überwältigt, von sich selbst befreit.
Was ist das Geheimnis, das die Jahre in La Tour-de-Peilz, am Genfersee, überstrahlte, jene vier Jahre, welche die Spezialisten üblicherweise mit zwei Sätzen abtun: Courbet malt nichts Rechtes mehr und säuft sich zu Tode? Dieses Geheimnis, im Feuer der Pariser Kommune erprobt, ist die ansteckende Freude des Menschen, der sich selbst regiert.“ (David Bosc)
„La claire fontaine“, 2013 in den Editions Verdier erschienen, gewann 2014 den Schweizer Literaturpreis und wurde für den Prix Décembre und den Prix Goncourt nominiert.
Die Erstübersetzung von Gabriela Zehnder erscheint im Rahmen der ch-reihe.