Ein Hungerkünstler
Hartz-IV-Geschichte
Klaus Jans, Franz Kafka
Kafkas Geschichte vom Hungerkünstler kennt viele Lesarten. Im Kern ist es der Mensch, der sich gegen die Gesetze der Masse auflehnt und sie doch zugleich befolgt, befolgen muss. Am Ende unterliegt das Individum der rasanten Entwicklung der Zeit oder auch dem sich stets ändernden Zeitgeist. Im Deutschland von Hartz-IV und stetiger Betriebsschließung, in einer neuen Periode der Abwertung des Menschen und Abwesenheit von Arbeit in vielerlei Hinsicht. lässt sich Kafkas Geschichte auch als Parabel für diese neue Entwicklung lesen. Im Deutschland des 21. Jahrhunderts gibt es eine neue Unterschicht, die sich zu großen teilen schon hoffnungslos dem Zeitstrom ergibt. Es gibt für viele, gerade auch die Ungelernten, kaum eine Perspektive. 6,5 Millionen Menschen gehören schon zu dieser Unterschicht bzw. zum „abgehängten Prekariat“, wie es die Wissenschaftler der Friedrich-Ebert-Stiftung nannten. Damit sind Menschen gemeint, deren Leben von unsicheren Arbeitsverhältnissen, niedrigem Einkommen und sozialer Lethargie gekennzeichnet ist. Die Geschichte „Ein Hungerkünstler“ bietet vielfältigen Stoff, das menschliche Scheitern neu auszuloten und aus der Betroffenensicht zu erschließen.