Einstellung des Verfahrens
Roman
Emmanuel Bove, Thomas Laux
„Flucht in der Nacht“ und „Einstellung des Verfahrens“ sind so etwas wie das literarische Vermächtnis von Emmanuel Bove, abgefasst zwischen 1942 und 1944 im Exil in Algier. Die beiden Romane schließen inhaltlich aneinander an, und beide spielen vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkriegs: Der Ich-Erzähler aus „Flucht in der Nacht“ bricht mit einem Dutzend Kameraden aus einem deutschen Kriegsgefangenenlager aus und schlägt sich, zuletzt nur noch mit einem Gefährten, bis nach Frankreich durch. Doch auch nach seiner Rückkehr ins besetzte Paris, an den Hauptschauplatz von „Einstellung des Verfahrens“, kommt der Bove’sche Antiheld nicht zur Ruhe. Seine persönliche Tragödie wird zur Groteske: Hin und her gerissen zwischen heroischen Anwandlungen und Paranoia, dem Wunsch nach Einsamkeit und der Unfähigkeit dazu, lähmender Entschlusslosigkeit und panischer Aktivität, Hilflosigkeit und maßlosen Ansprüchen, ist er mit seinem Drang nach Freiheit und Sicherheit – obwohl ihm die Flucht nach Spanien gelingt – letztlich zum Scheitern verurteilt.
Emmanuel Bove, für seine gleichsam chirurgische stilistische Präzision von der Kritik hoch gerühmt, schildert diesen menschlichen Niedergang ungeschönt subjektiv als ein Scheitern nicht nur an der Welt, sondern vor allem an sich selbst.
„Boves Figuren sind Sonderlinge. Sie träumen davon, unentdeckt zu bleiben und doch verstanden zu werden.“
[Quelle: Ralf Konersmann, Frankfurter Allgemeine Zeitung]
Zum Weiterlesen:
„Emmanuel Bove. Eine Biographie“ von Raymond Cousse und Jean-Luc Bitton
ISBN 9783860347096