Einvernehmen und Konflikt
Das Verhältnis zwischen der DDR und der Volksrepublik Polen 1980-1989
Burkhard Olschowsky
Die Beziehungen zwischen der DDR und der Volksrepublik Polen sind – zumal im letzten Jahrzehnt dieser Nachbarschaft – ein bisher wenig beschriebenes Kapitel innerhalb der deutsch-polnischen Geschichte. Der vorliegende Band ist ein wesentlicher Beitrag, um diese Lücke zu füllen.
Zeitlich beginnt die Untersuchung mit der Gründung der polnischen
„Solidarnosc“, jener unabhängigen Gewerkschaft, die die Beobachter in West wie Ost 16 Monate in Atem hielt, und endet mit dem Revolutionsjahr 1989 als Fluchtpunkt zweier sozialistischer Systeme.
Mit empirischer Gründlichkeit stellt der Autor die politischen,
wirtschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen beider Diktaturen vor. Diese Sicht „von oben“ wird durch eine präzise Beobachtung der Rolle der Kirchen und der Opposition in beiden Ländern sowie der jeweiligen Besonderheiten national geprägter kultureller Muster ergänzt. Die Geschichte Polens und der DDR wie auch die Beziehungsgeschichte ist in ihrer Endphase nicht ohne das Verhältnis zur Bundesrepublik und zur Sowjetunion erklärbar. Insofern kommen die Besonderheiten der gesamtdeutsch-polnischen Beziehungen ebenso zur Sprache wie der politische Paradigmenwechsel mit Gorbatschow.
Das Spezifische der Arbeit liegt in der Verknüpfung von Verhältnisgeschichte und Vergleich. Durch diesen unmittelbaren Erklärungszusammenhang können innere und äußere Einflussfaktoren, die zum Niedergang des Realsozialismus führten, sowie die wechselseitige Wahrnehmung genauer gewichtet und
interpretiert werden. Der Vergleich ermöglicht zudem, nationale Mentalitäten und kulturelle Eigenarten bei aller systembedingten Ähnlichkeit Polens und der DDR zu kontrastieren und hervorzuheben. Belebt wird die Darstellung durch die Charakterisierung vieler Akteure in Ost und West, im Staats- und
Parteiapparat, in der Kirche sowie den oppositionellen Gruppen.