Entwicklungs- und Bewegungsphysiologie der Pflanze
Erwin Bünning
Der Botanik „edelster Beruf“ ist ee, „der allgemeinen Physiologie der Organismen die einfachsten und sichersten Grundzüge vorzuzeichnen und so einen wesentlichen Beitrag zum Ausbau des Fundaments dieser interessantesten und vielleicht auch wichtigsten Wissenschaft zu liefern“. SCHLEIDEN, JlL J.: Grundzüge der wissenschaftlichen Botanik, 1849. Potentiell schlummert… in den verschiedensten Spezies des Genue Protoplast die Fähigkeit zu aller besonderen Gestaltung. Mit der fortschreiten den Entwicklung und Arbeitsteilung treten dann einzelne Funktionen deut licher hervor. .. Das Studium solcher spezialisierter Prozesse ist deshalb von eminenter Bedeutung und ein sehr wichtiges Werkzeug für das Eindringen in das Getriebe des Protoplasten. PFEFFER, W.: Pflanzenphysiologie, 2. Auf!., 1897. Mit diesen Worten SCHLEIDENs, des erfolgreichen Verfechters induk tiver Forschung in der Botanik, und PFEFFERs, des nicht minder erfolg reichen Meisters in der Handhabung dieser Methode, sei die Absicht meiner Arbeit gekennzeichnet. So soll denn das Schwergewicht dieses Buches nicht in der Zusammenstellung von Tatsachen liegen, sondern in dem Versuch zur Verarbeitung der Tatsachen, um zu zeigen, welcher Anteil dem Studium pflanzlicher Entwicklungs- und Bewegungsvorgänge an der Lösung der Grundprobleme jeder physiologischen Forschung zukommt. Die neuere Physiologie hat immer mehr gezeigt, wie treffend jene Worte PFEFFERS sind. Wir können von den verschiedensten Erscheinungen ausgehen und stoßen doch überall wieder auf die gleichen Grundvorgänge in den Zellen. Zur Ermittlung dieser elementaren Lebensprozesse studieren wir trotzdem nicht nur eine Zelle, sondern die verschiedenartigsten Zellen, Gewebe und Organe zahlreicher Pflanzen-und Tierarten, so im Sinne der Worte PFEFFERS immer neue Wege zur Erschließung der Geheimnisse des Protoplasmas findend.