Erfahrungen mit selbstverdichtetem und hochfestem Beton im Brücken- und Ingenieurbau an Bundesfernstraßen
Franka Tauscher
BASt B 95:
Erfahrungen mit selbstverdichtendem und hochfestem
Beton im Brücken- und Ingenieurbau an Bundesfernstraßen
F. Tauscher
84 S., 45 Abb., 9 Atb., ISBN 978-3-95606.043-4, 2013, EUR 17,00
Die Erfahrungen zeigen, dass auch im Brücken- und Ingenieurbau an Bundesfernstraßen die Vor¬teile von hochfestem und selbstverdichtendem Beton genutzt werden können.
Unter den Randbedingungen des Brückenbaus sind insbesondere Vollplattenquerschnitte mit beid-seitigen Kragarmen, die ohne Versprung im Quer¬schnitt an die Platte angegliedert sind, für die Ausführung mit hochfestem Beton geeignet. Mit dieser Bauweise wurden Spannweiten bis zu 40 m realisiert. Der Schlankheit der Querschnitte ist je¬doch durch die zusätzlichen Kosten für Beton- und Spannstahlbewehrung eine wirt¬schaftliche Grenze gesetzt.
Für die Ausführung von Brückenüberbauten an Bundesfernstraßen in Ortbetonbauweise ist selbst-verdichtender Beton aufgrund der üblichen Ab¬messungen und der konstruktiven Durchbil¬dung von Brücken nicht geeignet. Direkt befah¬rene Fahrbahntafeln aus hochfestem Ort¬beton ohne zu¬sätzliche Ab-dichtung sind für Brücken an Bundes¬fernstraßen mit den heute üblichen Ver¬fahren nicht realisierbar.
Die Gebrauchseigenschaften von Bauteilen aus hochfestem und/oder selbstverdichtendem Be¬ton, wie z. B. Verformung und Dauerhaftigkeit, haben sich mindestens als vergleichbar mit nor¬malfestem Beton dargestellt. Die Dauerhaftigkeit von hoch¬festem Beton stellt sich unter der Frost-Tausalz- und Wettereinwir¬kung an Bundesfern¬straßen sogar besser dar, als für normalfesten Rüttelbeton oder selbst-verdichtenden Beton. Chlorideindring¬wi¬derstand und Karbonatisierungs¬widerstand des hochfesten Betons sind höher. Selbst dann, wenn infolge von Oberflächenrissen das optische Er¬scheinungsbild eines Brückenpfeilers beein¬träch¬tigt ist, sind Chlo¬rideindring- und Karbonatisie¬rungstiefe geringer als für normalfesten Beton unter den gleichen Einwirkungen.
Die Erfahrungen haben gezeigt, dass bis ein¬schließlich der Festigkeitsklasse C70/85 hoch¬feste Betone zielsicher hergestellt und eingebaut wer¬den können. Mit abnehmender Festigkeits¬klasse werden jedoch die typischen Schwierig¬keiten bei der Ausführung der Bauteile geringer.
Voraussetzung für die zielsichere Herstellung von hochfestem Beton und/oder selbstverdichtendem Beton ist jedoch die Umsetzung der zwischen Be¬ton¬hersteller und bauausführendem Unter¬nehmen vo¬rab projektbezogen abgestimmten qualitäts¬si¬chernden Maßnahmen, die in QS-Plänen, z. B. für Beton-herstellung, Transport und Baustelle, nieder¬gelegt werden. Die notwendigen Maßnahmen zur Sicherstellung der geforder¬ten Frischbetoneigen¬schaften, Hydra¬tationswär¬meentwicklung, Festig-keitsentwicklung, Einbau¬verfahren, Nachbehand¬lung und Festbe¬toneigen¬schaften gehen über das für normalfesten Rüttel¬beton Bekannte hinaus. Der Aufwand für selbst¬verdichtenden Beton geht dabei noch über die für hochfesten Beton hinaus.
Aus diesen Gründen wird die Begleitung der sol¬cher Baumaßnahmen durch nicht in das Bauge¬sche¬hen involvierte, kompetente und erfahrene Betoningenieure weiterhin für erforderlich gehal¬ten. Dies wird heute schon mit der Forderung einer Zustim¬mung im Einzelfall für Bauwerke und Bau¬teile aus hochfestem oder selbstverdichten¬dem Beton in den ZTV-ING in die Praxis umge¬setzt.
Mit zunehmender Verwendung hochfester und/oder selbstverdichtender Betone, auch außer¬halb des Brückenbaus, werden die Erfah¬rung und die Sicherheit im Umgang mit diesen Betonen zu¬nehmen, so dass das Instrument der Zustimmung im Einzelfall dann verzichtbar wer¬den kann.