Erfolgreich Restrukturieren
im Werkzeugbau
Johan de Lange, Karl Dr. Kuhlmann, Michael Dr. Salmen, Christoph Kelzenberg, Ulrich Kenk, Wolfgang Prof. Dr. Boos, Jan Wiese
Ameisen kommen so gut wie in allen Weltregionen vor. Rund 12.500 Arten sind bekannt, davon 180 in Europa. Man findet sie auch am Polarkreis, im Hochgebirge und in der Wüste. In australischen Mangrovenwäldern haben Forscher der Universität Brisbane gar Ameisen entdeckt, deren Nester regelmäßig von Wasser überflutet werden. Die Tiere verkriechen sich dann in Luftlöcher oder schwimmen an der Wasseroberfläche. Warum aber sind Ameisen so unglaubliche Überlebenskünstler? Wie werden Entscheidungen getroffen und woher weiß jede Ameise, was sie zu tun hat? Der Organisationsgrad der Ameisenstaaten verblüfft umso mehr, wenn man bedenkt, dass diese eigentlich nur über recht beschränkte Sinnesorgane verfügen, mit denen sie die Welt wahrnehmen können. Ameisen sind besonders erfolgreich, weil sie ein bestimmtes Informationssystem nutzen und somit als Gemeinschaft äußerst effizient agieren. Dieses beruht auf verschiedenen Duftstoffen, den Pheromonen, über welche die Informationen ausgetauscht werden. Dieser Informationsaustausch ermöglicht es einem Ameisenstaat, flexibel auf die sich ständig ändernden Einflüsse zu reagieren. Somit ist schnelles und effizientes Handeln möglich, wenn zum Beispiel neue Nahrungsquellen gefunden werden. Entsprechendes gilt in der Durchführung von Ausbesserungs- arbeiten bei Beschädigung des Ameisenbaus. Die Zuweisung von Aufgaben ist dabei ein ständiger Prozess der Anpassung, welcher vorausschauend, planvoll und gemeinschaftsorientiert umgesetzt wird. Genau an diesen Punkt knüpft das Thema Erfolgreich Restrukturieren im Werkzeugbau an. Schließlich muss ein Unternehmen, wie der Ameisenstaat, flexibel auf die sich ständig ändernden Einflüsse reagieren, um nachhaltig am Markt erfolgreich zu sein. Oftmals werden beispielsweise Ertragspotenziale nicht genutzt oder das Unternehmen nimmt direkten Schaden. Insbesondere in der Branche Werkzeugbau besteht schnell die Gefahr einer Schieflage. Nach einer Auswertung der umfangreichen Benchmarking- Datenbank des Werkzeugmaschinenlabors WZL der RWTH Aachen und des Fraunhofer Instituts für Produktionstechnologie IPT betrug die durchschnittliche Umsatzrendite von Werkzeugbaubetrieben aus dem deutschsprachigen Raum im Jahr 2015 lediglich 3,9 %, und das in einer wirtschaftlich stabilen Zeit. Um dieser geringen Umsatzrendite, die nicht selten auch negativ ist, zu begegnen, müssen zeitnah intelligente und unternehmensindividuelle Lösungen entwickelt werden. Die erfolgreiche Umsetzung hängt, ähnlich wie bei den Ameisen, maßgeblich vom Einsatz eines effizienten Informationssystems ab.