Ergänzende Adipositastherapie im stationären Setting
Evaluation eines Therapiekonzeptes
Svenja Dockendorf
Adipositas als Epidemie der heutigen Zeit stellt Behandler, Betroffene, das Gesundheitssystem und die Politik vor eine große Herausforderung. Steigende Prävalenzen für Übergewicht und Adipositas machen deutlich, wie dringend der Handlungsbedarf ist – nicht zuletzt wegen der großen Anzahl an Komorbiditäten, die sowohl zu immensen Kosten als auch erheblichen Einschränkungen der Lebensqualität führen. Adipositas muss als multifaktorielles Geschehen aufgefasst werden, dem eine Vielzahl von genetischen und Umweltbedingungen zugrunde liegt. Es existieren zwar bereits diverse Behandlungsansätze, die jedoch – außer den chirurgischen – nur unzureichende oder kurzfristige Erfolge erzielen. Zudem finden sich diese Ansätze meist im ambulanten Bereich. Im Kontext einer stationären psychosomatischen Reha-Maßnahme, in einer Klinik, die nicht auf die Behandlung von Adipositas spezialisiert ist, sind bisher nur sehr wenige evaluierte Programme publiziert. An diesem Punkt setzt die Untersuchung an, um das Behandlungsspektrum zu erweitern. Grundgedanke ist, dass durch die Ergänzung des regulären Therapieangebotes um eine interdisziplinäre Adipositasgruppe eine kostengünstige und effektive Mitbehandlung ermöglicht wird. Durch den vom häuslichen Umfeld bestehenden Abstand können neue Verhaltensweisen eher eingeübt und etabliert sowie die Patienten zu regelmäßiger Bewegung angehalten werden. Die vorliegende Studie zeigt, dass sich durch diese vergleichsweise wenig aufwändige Intervention bedeutsame Effekte erzielen ließen, die auch über einen Katamnesezeitraum von sechs Monaten bestand hatten. Es kam zu einer signifikanten Reduktion des Körpergewichts und der Fettmasse, zugleich wurden sportliche Aktivitäten vermehrt in den Alltag integriert. Eine solche Behandlung kann somit den Startschuss für längerfristige Veränderungen geben.