Erlebnisorientierte Familientherapie
Cornelia Stöckel, Mathias Voelchert
Wenn Symptome und herausforderndes Verhalten als Reaktion auf destruktive Familien- und Kommunikationsstrukturen verstanden werden, ist es unethisch, den Symptomträger zum Patienten zu machen. Der »leere Stuhl« wird in der therapeutischen Arbeit gelegentlich eingesetzt, um ein abwesendes Familienmitglied zu symbolisieren und in die Arbeit miteinzubeziehen. Ein Merkmal der erlebnisorientierten Familientherapie ist es, alle Familienangehörigen mit Nachdruck zu den Sitzungen einzuladen und die Begegnung untereinander zu fördern. Potentiell leere Stühle sind dann »voll«. Die erlebnisorientierte Familientherapie ist eine konsequente Antwort auf ethische Fragen, indem sie die Eltern in die Pflicht nimmt. Die Kinder sind eingeladen, dabei zu sein mit dem Ziel sie von der Last »das Problem zu sein« zu entlasten. Der Therapeut steht weder auf der Seite der Eltern noch auf der Seite des Kindes/der Kinder. Stattdessen will er die Entwicklung aller Familienmitglieder und ihrer Beziehungen zueinander unterstützen.