„Erlebtes von Joachim Scholz“
Joachim Scholz
Nach dem Abendbrot wollte meine Jungengruppe in dem verwilderten Park neben unserem Heim ein Geländespiel steigen lassen. Die Jungen teilten sich in zwei Gruppen. Ich gehörte zu den Anschleichern und suchte mir zunächst ein günstiges Versteck. Nach ca. 30 Minuten hörte ich ängstliche Stimmen meiner Jungen, die nach mir riefen. Das war neu. So kannte ich sie nicht. Ich meldete mich. Sie kamen völlig verstört angerannt und redeten alle gleichzeitig, da sei ein brutaler Mann, der sie mit einem Beil bedrohe… „Wo ist denn dieser brutale Mann?“ fragte ich. Sie wiesen alle ängstlich in eine bestimmte Richtung auf ein Dickicht. Ich lief in diese Richtung, sie folgten mir zögerlich und mit großem Abstand. Ich wurde nun selbst etwas zögerlich – in Arbeitskleidung und Stiefeln, aber ich musste diese Sache selbstverständlich klären.
Da öffnete sich das Dickicht und dieser Mann trat erzürnt heraus mit einem Beil in der Hand, Kopfhaar und Bart warren ziemlich zerrauft. Er kam auf mich zu. Ich blieb stehen. Meine Jungen sprangen einige Sätze zurück. Schon stand dieser Mann vor mir, allerdings ganz unentschlossen.
Ich war einen Kopf größer als er und machte keine Anstalten vor ihm wegzulaufen. Das beeindruckte ihn off enbar. Ich fragte ihn, was denn los sei. Da stotterte er, wobei ich seine beträchtliche Alkoholfahne riechen konnte: „Diese Jungs – diese Jungs sind frech – erschlagen – ja, erschlagen…“. „Jawohl“, stimmte ich ihm zu, wobei meine Jungen
weitere Schritte zurückwichen. Nun war dieser Typ ziemlich verunsichert.
Ich setzte hinzu: „Aber das sind doch Kinder! Wenn das die Polizei erfährt …!“ Darauf wechselte er seine Absicht: „Das sag ich dem Schäfer“ (sein Chef und der Verwalter).
Dem stimmte ich zu, fasste ihn sanft und erklärte: „Ich komme mit“.
Das war zu zeitig und gefi el ihm nicht. Er schubste mich weg und erhob sein Beilwieder…
Aus „Keine Zeit zum Fürchten“