Ernst Federn
Sozialismus, KZ, Psychoanalyse und Sozialarbeit Zur Geschichte der Sozialarbeit und Sozialarbeitsforschung Band 2
Karl Fallend, Bernhard Kuschey, Klaus Posch
Ernst Federn (1914-2007) entstammte der Kultur des assimilierten Wiener Judentums. Seine Eltern waren Ärzte, Pädagogen, Sozialisten und unter den ersten Schülern und Weggefährten Sigmund Freuds. Die Eindrücke des Kindes und Jugendlichen Ernst Federn, waren mitverantwortlich dafür, dass er Jahrzehnte später die psychoanalytische Sozialarbeit zu seinem Arbeitsfeld erkor.
Ernst Federns Jugend ist einerseits geprägt vom ‚Roten Wien‘ und andererseits vom aggressiven An- und Durchgriff der Faschismen. Nach der Niederlage der Sozialdemokratie 1933/34 radikalisierte sich der Jugendliche. Ernst Federn wählte in der Illegalität die trotzkistische Option, auch weil er damit nicht völlig mit der ‚Mutter‘ Sozialdemokratie brechen musste.
Das austrofaschistische Regime inhaftierte ihn für ein Jahr, schloss ihn vom Studium aus, und am 14. März 1938 wurde er von den Nazis gefangen genommen. Ernst Federn hatte die gesamte ‚österreichische‘ NS-Zeit im KZ Dachau und Buchenwald verbracht. Nach seiner Befreiung kehrte Federn nicht nach Wien zurück, sondern ging nach Brüssel, wo er seine Frau nach zehn Jahren wieder sehen konnte. Beide folgten 1949 seinen Eltern nach New York, die 1938 in die USA emigrieren konnten. In New York wurde Ernst Federn Sozialarbeiter und Historiker der Psychoanalyse. In der Ära Kreisky konnten Ernst und Hilde Federn nach Österreich zurückkehren, wo er als Sozialpsychologe in Gefängnissen die Humanisierung des Strafvollzugs prägte. Gleichzeitig unterstützte er europaweit wiedererstandene Pionierprojekte der psychoanalytischen Sozialarbeit und Forschungen zur Geschichte der Psychoanalyse und ihrer Anwendungen.