Etymologische Erklärungen in alfonsinischen Texten
Andreas Blum
Einige der volkssprachlichen Texte, die unter Alfons X. (dem Weisen), König von Kastilien und León (1252–1284), erstellt wurden, enthalten eine Vielzahl von Erläuterungen vermeintlicher Etymologien einzelner Wörter. Diese etymologischen Erklärungen werden hinsichtlich ihres Platzes in der Geschichte der Etymologie, ihrer Quellenabhängigkeit, ihres formalen Aufbaus, ihres Umgangs mit Laut- und Bedeutungswandel, ihrer Funktion in den einzelnen Texten und ihrer Aussagekraft für die Wortvorstellung ihrer ‚Verfasser‘ untersucht. Dabei wird ein eigens zu diesem Zweck entwickeltes Schema der formalen und inhaltlichen Analyse angewandt. Die Grundlage der Untersuchungen bildet ein Korpus von über 1000 solcher etymologischer Erklärungen aus der ›Primera Crónica General‹, der ›General Estoria‹ und den ›Siete Partidas‹. Sowohl bei der lautlichen als auch bei der inhaltlichen Herleitung stehen die Erklärungen deutlich in der Tradition der Antike, Isidors und des lateinischen Mittelalters. Die in den untersuchten Texten enthaltenen etymologischen Informationen beruhen zumeist auf lateinischen Quellen, die Zahl der Etymologien, die tatsächlich von alfonsinischen Gelehrten erdacht wurden, ist äußerst gering. Bei der Art und Weise, auf die die lateinischen Vorlagen ins Kastilische übertragen wurden, zeigen sich deutliche Unterschiede, je nachdem, mit welchem der drei Texte man es zu tun hat.