Europäische Moralisitk in Frankreich von 1600 bis 1950
Philosophie der nächsten Dinge und der alltäglichen Lebenswelt
Josef Rattner
Das vorliegende Buch ist ein Teil-Überblick über die wichtigsten und bekanntesten Moralisten in der französischen Literatur. H. Schmidt und G. Schischkoff definieren in ihrem Philosophischen Wörterbuch (1965): „Moralisten, eine Gruppe von Philosophen und Schriftstellern, die, unter der Vermeidung moralistischer Plattheiten, das Wesen der Leidenschaften ergründen und Methoden angeben wollen, um sie zu lenken und zu bekämpfen.“
Es geht also darum, das Verhalten der Menschen zu beschreiben und dabei mit moralischen Urteilen zurückhaltend zu sein. Sieht man näher zu, wird auf eine psychologische Anthropologie hingezielt, die nüchtern und aufklärend ist. Das war ein bedeutender Schritt in der Geistesgeschichte, und daher genießen Moralisten viel Bewunderung.
Der Ursprung dieser Strömung liegt im 16. Jahrhundert. Zumeist werden Montaigne und La Rochefoucauld als Erzväter dieser großen Ideenwelt angesehen. Auf sie folgten Montesquieu, Vauvenargues, La Bruyère, Chamfort und manche andere. Ich habe es mir erlaubt, auch Molière und La Fontaine zu ihnen zu rechnen.