Evolutionäres Strategisches Management von Gründungsunternehmen
Sascha Kraus, Carl H Reschke
Den bisherigen ökonomischen Theorien, größtenteils basierend auf Gleichgewichtszuständen oder geschlossenen Systemen, ist es bislang nicht ausreichend gelungen, den zunehmend dynamischen Wirtschaftsprozess zu beschreiben. Da das reale Wirtschaftsgeschehen i. d. R. zusätzliche Parameter oder Bedingungen beinhaltet und zudem ein Gleichgewicht eher den Ausnahme- als den Normalzustand darstellt, spricht vieles dafür, dass dessen Entwicklung eher graduell in kleinen Schritten, also evolutorisch, abläuft. Die bereits im 18. Jahrhundert durch Darwin und Spencer propagierte evolutionäre Grundeinsicht, dass nur diejenigen Spezies überleben, die sich den veränderten Bedingungen in ihrem Lebensraum anpassen können, wird daher verstärkt als potenziell nutzbar für die Wirtschaftswissenschaften erachtet.
Joseph A. Schumpeter bemerkte bereits im Jahr 1942, dass revolutionäre Innovationen von Entrepreneuren erforderlich sind, um sich erfolgreich gegen die Konkurrenz durchzusetzen. Nicht nur biologische, sondern auch ökonomische Individuen engagieren sich demnach fortwährend in einem Konkurrenzkampf von Variation, Selektion und Retention. Dabei verdrängen neue Produkte und Verfahren die alten Technologien, Unternehmen scheitern und werden durch Neugründungen ersetzt. Dabei scheinen insbesondere innovationsorientierte Unternehmensgründungen geeignet, zur Lösung der sich im Zeitalter zunehmender Globalisierung ständig ergebenden neuen gesellschaftlichen und ökonomischen Problemstellungen beizutragen.
Innerhalb des Strategischen Management findet derzeit vermehrt ein Übergang vom Fokus der statischen Analyse zu dynamischen Modellen statt. Ungewissheit, Komplexität und die Suche nach Neuem erlangen verstärkt Bedeutung. Da evolutionäre Ansätze im Kontext der Unternehmensführung sinnvoll scheinen, wird im Rahmen der vorliegenden Arbeit untersucht, welche Elemente aus der Strategischen Managementtheorie mit der evolutionären Perspektive übereinstimmen, insbesondere in Bezug auf neu gegründete junge innovative Unternehmen.