Ewigleuchtende Sterne. Zum Dichterkult in literarischen Unterhaltungszeitschriften der Goethezeit
Exemplarische Untersuchungen
Theodor Lange
Um 1800, zu einer Zeit, als Phantasmagorien noch nicht über die Bildschirme eines «global village» flimmern, arbeiten Journale am Aufbau von Scheinwelten. Sie befördern Monarchen, Opernsängerinnen, Städte oder etwa Waren wie Kosmetika zu «Mythen des Alltags». Auch das Dichterbild der Goethezeit scheint eine solche mediale Projektion zu sein. Literarische Unterhaltungszeitschriften wie die «Zeitung für die elegante Welt» oder das «Morgenblatt für gebildete Stände» entwerfen das auratische Inventar für die Verehrung einiger Dichter und Denker. Es ist nicht zuletzt die publizistische Rede, die noch zu Lebzeiten Goethes den Mythos einer Weimarer Klassik konstituiert.