Experimentelle Forschung in der Wirtschaftsinformatik
Analyse des Methodenpotenzials und Entwicklung geeigneter Experimentaldesigns
Thomas Wilde
Die deutschsprachige Wirtschaftsinformatik (WI) begann als vergleichsweise junge Disziplin erst in den letzten Jahrzehnten, ein theoretisches und methodisches Fundament auszuprägen. In ihrer Schnittstellenposition zwischen Betriebswirtschaftslehre und Informatik kann sie sich dabei auf Vorarbeiten ihrer Referenzdisziplinen stützen. Der Verfasser greift mit Experimenten eine auf verwandten Gebieten sehr erfolgreiche Methode heraus und untersucht deren Potenzial für die Wirtschaftsinformatik. Auf diese Weise soll ein technologisch-präskriptiver Beitrag zu dem entstehenden Fundament geleistet werden. In Vorstudien zu dieser Studie wurde das heutige Methodenprofil der deutschsprachigen Wirtschaftsinformatik empirisch analysiert. Es konnte herausgearbeitet werden, dass im Unterschied zur Betriebswirtschaftslehre oder auch zum englischsprachigen WI- Pendant, dem Information Systems Research, der Experimentalmethode heute kaum Bedeutung zukommt. Dies verwundert aufgrund des überdurchschnittlichen Erfolgs experimenteller Forschung in einigen angrenzenden Disziplinen. Die Studie zeigt in einem erkenntnistheoretischen und einem empirischen Analysestrang auf, in welchen Anwendungsfällen empirische Methoden in der WI generell eingesetzt werden können und ob in diesen Bereichen experimentelle Herangehensweisen sinnvoll sind. Als Zwischenergebnis wurden die vier Anwendungfälle Artefaktevaluation, Exploration von Kausalzusammenhängen, Theorieverifikation und Theoriefalsifikation abgegrenzt und das Potenzial in Thesen griffig formuliert. Abschließend werden je Bereich geeignete Experimentalanordnungen abgeleitet und die entwickelten Thesen fallstudienartig evaluiert.