Faszinierende Kulturstadt Czernowitz
Braun Helmut
Wenn man heute in das südukrainische Tschernivzy kommt, muss man einige Mühe aufwenden, um die Spuren der untergegangenen Kulturmetropole Czernowitz zu entdecken. Die Heimatstadt von Paul Celan und Rose Ausländer ist nach dem Zweiten Weltkrieg weitgehend umgestaltet worden und dem Vergessen anheimgefallen. Für Westeuropäer war diese Stätte der sowjetischen Rüstungsindustrie über Jahrzehnte gesperrt.
Erst mit dem Verfall der Sowjetunion und der Gründung der Republik Ukraine 1991 wurde Czernowitz für Reisende wieder erreichbar. Und diese stellten fest, dass manch steinerne Zeugnisse noch heute an das „Goldene Zeitalter“ der Vielvölkergemeinde, als Czernowitz die pulsierende Hauptstadt des Kronlandes Bukowina war und stolz den Beinamen „Klein-Wien des Ostens“ trug, erinnern. Damals hatte keine der fünf Bevölkerungsgruppen die Mehrheit, weshalb Deutsche, Juden Ukrainer, Rumänen und Polen ihre Zusammenlebensform immer wieder aushandeln und auf Kompromissbereitschaft
gründen mussten – bis die Stadt zum Spielball der Großmächte wurde, am Ende des Ersten Weltkrieges ebenso wie zu Beginn des Zweiten Weltkrieges.
Fünf Autoren erzählen von der bewegten Vergangenheit und schwierigen Gegenwart dieser Stadt, die seit der „Orangenen Revolution“ ihre kulturellen Wurzeln wieder entdeckt und sich um einen Brückenschlag nach Westeuropa bemüht. In über 100 Fotos wird sichtbar, welche Schätze es hier zu entdecken gibt.
Eine kurze Einführung in die Stadtgeschichte, Hinweise auf Sehenswürdigkeiten, Vorschläge für Stadtspaziergänge und Ausflüge ins Umland machen das Buch praktikabel für einen Besuch der Stadt Czernowitz.