Flexibles Controlling der Informationsverarbeitung unter Berücksichtigung des Realoptionsansatzes
Björn Filbrich
Investitionen und laufende Ausgaben für Informations- und Kommunikationstechnologie sind für eine Vielzahl von Unternehmen ein bedeutender Budgetposten. Durchschnittlich betragen die Ausgaben für diesen Bereich weltweit vier Prozent des Umsatzes, wobei eine Reduktion der Budgets für Informationstechnologie und Informationsverarbeitung zu beobachten ist. Der Anstieg der branchenübergreifenden Informationsintensität der Produkte, der Unternehmen und des unternehmerischen Umfelds führt dazu, dass Informationstechnologie und in den letzten Jahrzehnten für jedes Unternehmen aussergewöhnlich an Bedeutung gewonnen hat. Insofern steht ausser Frage, dass eine Steuerung der Informationsverarbeitung unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten erforderlich ist, die durch ein IV Controlling gewährleistet werden kann. Ferner werden zusätzliche Nutzungsmöglichkeiten oder negative Effekte der Informationsverarbeitung und von Informationsverarbeitungssystemen vielfach erst während der Anwendung erkannt, so dass flexible Reaktionsmöglichkeiten eine Anforderung an die Informationsverarbeitung selbst und an eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung darstellen. Im praktischen Umfeld etablierte Investitionsbewertungsverfahren, wie die Kapitalwertmethode oder Discounted Cashflows, lassen strategische Investitionen, beispielsweise im Entwicklungsbereich, oftmals unvorteilhaft erscheinen. Daher wird durch das ausdrückliche Berücksichtigen von zukünftigen Handlungsspielräumen eines Unternehmens eine Möglichkeit aufgezeigt, diesem Umstand entgegenzuwirken. Vor diesem Hintergrund wird die tatsächliche Eignung des Realoptionsansatzes zur Bewertung von Investitionen in die Informationsverarbeitung erarbeitet. Da die steuerungsrelevante Bewertung eine Aufgabe des IV Controlling ist, bieten dessen Teilbereiche Einsatzmöglichkeiten für den Realoptionsansatz. Ein spezielles exponiertes Anwendungsgebiet für den Realoptionsansatz wird in der Durchführung von unsicherheitsbehafteten IV Projekten aufgezeigt. In diesem Fall stellen Handlungsspielräume eine bedeutende Wertkomponente dar, die bei der wirtschaftlichen Beurteilung von Projekten entsprechend berücksichtigt werden sollen, um möglichst exakte Vorhersagen über die ökonomische Vorteilhaftigkeit von Projekten treffen zu können. Dafür bieten sich dem IV Projekt Controlling Instrumente wie das Entscheidungsbaumverfahren oder der Realoptionsansatz an, die es ermöglichen, Handlungsspielräume quantitativ zu erfassen. In diesem Themenkreis werden die übergeordneten konzeptionellen Rahmenbedingungen eines flexiblen IV Controlling in Form einer Ziel- und einer Aufgabenbeschreibung erarbeitet. Das Überprüfen der Anwendbarkeit des Realoptionsansatzes in der Informationsverarbeitung erfolgt durch eine Analyse von Fallstudien aus der wissenschaftliche Literatur. Um die konzeptionelle Ausgestaltung zu konkretisieren, wird der Anwendungsfall Softwareentwicklung mit dem Rational Unified Process näher beschrieben.