Flugblätter von der frühen Neuzeit bis zur Gegenwart als kulturhistorische Quellen und bibliothekarische Sondermaterialien
Christiane Caemmerer, Jörg Jungmayr, Eef Overgaauw
Ein Flugblatt ist in der landläufigen Vorstellung ein Wegwerfprodukt mit raschem Verfallsdatum. Dementsprechend wurde es auch in der Literaturwissenschaft lange Zeit als Gegenstand von marginaler Bedeutung behandelt. Erst in den letzten beiden Jahrzehnten hat sich hier im Zuge der interdisziplär ausgerichteten medienhistorischen Forschung ein Paradigmenwechsel vollzogen. Wir sehen heute, dass das Flugblatt in seiner Verschränkung von Wort und Bild keineswegs ein simples Produkt, sondern ein komplex gestaltetes und effizient wirkendes Konstrukt ist. Nicht nur in der frühen Neuzeit war das Flugblatt ein beliebtes, weil schnell und flexibel einsetzbares Medium zur Information und Propaganda – auch im Zeitalter der elektronischen Informationstechnologie ist es ein unverzichtbares Instrument zur öffentlichen Meinungsbildung geblieben. Der Band zeigt in der Kooperation von Bibliotheks- und Literaturwissenschaft unterschiedliche Stadien in der Entwicklung des Flugblatts auf und diskutiert die Möglichkeiten zur Inventarisierung, Digitalisierung und inhaltlicher Erschließung dieses Mediums.