Frauen, Sexualität und Mutterschaft in der Ersten und Dritten Welt
Gabi Brüssow, Erika Hartmann, Adelheid Herrmann-Pfandt, Renate Rausch
Unter dem Generalthema „Frauen, Sexualität und Mutterschaft in der Ersten und Dritten Welt“ hat die Interdisziplinäre Arbeitsgruppe Frauenforschung an der Universität Marburg im Wintersemester 1992/1993 eine Ringvorlesung veranstaltet.
Die in der vorliegenden Publikation enthaltenen 11 Vorträge spiegeln die Lebensbedingungen von Frauen, ihre Identitätsfindung und ihre Definition durch das andere, männliche Geschlecht in ihrem jeweiligen gesellschaftlichen und kulturellen Zusammenhang wider, wobei dieser Kontext einmal ein „rein wissenschaftlicher“, einmal ein „rein religiös-kultureller“ sein kann. Durchgängig zeigt sich, dass das jeweilige gesellschaftliche Geschlechterverhältnis, d. h. wie die Rollen und der Status von Männern und Frauen in einer bestimmten Gesellschaft definiert werden, die Grundlage für die weibliche Identität bildet und davon ausgehend weibliches Verhalten als „normal“, „angepasst“ oder als „rebellisch“, „anormal“ oder „verrückt“ definiert wird.
Während in der Ersten Welt das Frauen diskriminierende Verhalten der Männer als sexistisch von den Frauen angeprangert wird, werden alle Versuche, die männliche Definitionsmacht infrage zu stellen, von den Männern als feministisch bezeichnet. Sexistisch und feministisch sind aufeinander bezogene diffamierende Begriffe, deren Stoßrichtung die Abschaffung bzw. der Erhalt der gesellschaftlichen Asymmetrie im Verhältnis von Frauen und Männern ist. Die Verteidiger oder diejenigen, die die Asymmetrie aufrechterhalten wollen, sind jedoch durchaus nicht immer nur die Männer.