Freikirchen und Juden im »Dritten Reich«
Instrumentalisierte Heilsgeschichte, antisemitische Vorurteile und verdrängte Schuld
Hans-Martin Barth, Andreas Feldtkeller, Walter Fleischmann-Bisten, Daniel Heinz, Reinhard Hempelmann, Gury Schneider-Ludorff
Das Bibelwort aus Obadja 1,11 »Zu der Zeit, als du dabeistandest und sahst, wie Fremde sein Heer gefangen wegführten und Ausländer zu seinen Toren einzogen und über Jerusalem das Los warfen, da warst auch du wie einer von ihnen« könnte als Motto für die Beiträge dieses Bandes stehen: Die passive Zuschauerhaltung entspricht dem Verhalten der Freikirchen in Deutschland gegenüber den Juden während der NS-Zeit. Die Beschäftigung mit diesem brisanten Thema schließt eine Lücke in der Freikirchenforschung. Zielstellung ist, die Praxis und Kirchenpolitik der Freikirchen den Juden gegenüber zwischen 1933 und 1945 zu analysieren. Für dieses Stück Vergangenheitsbewältigung konnte eine größere Zahl von Kirchenhistorikern aus den Freikirchen gewonnen werden. Im Einzelnen behandeln die Beiträge Quäker, Mennoniten, die Brüderbewegung, Methodisten, Pfingstbewegung, Baptisten, die Freien evangelischen Gemeinden, die Selbstständigen Evangelisch-Lutherischen Kirchen, die Herrnhuter Brüder, die Siebenten-Tags-Adventisten sowie die Freikirchen Österreichs. Eingeleitet werden die Beiträge von einem Text zu freikirchlichen Ansichten über Juden im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts.