Freiwillige Berichterstattung über immaterielle Ressourcen
Ein deskriptiv-explikatives Mehrebenenmodell
Mathias Osann
Die Arbeit untersucht Einflussgrößen einer Berichterstattung über immaterielle Ressourcen. Als Veröffentlichungsmedium wird der Lagebericht fokussiert. Aufgrund allgemeiner Formulierungen und expliziter Wahlrechte relevanter Rechnungslegungsstandards ergeben sich für Unternehmen weitgehende Freiräume, wie sie entsprechende Inhalte publizieren. Eine Betrachtung veröffentlichter Berichte zeigt, dass Unternehmen die sich ergebenden Freiräume ausschöpfen und sehr unterschiedlich über ihre immateriellen Ressourcen informieren. Da bisherige Studien keine zufriedenstellenden Antworten auf dieses Phänomen gegeben haben, wird mit einer empirischen qualitativen Untersuchung ein Modell entwickelt, das Ursache-Wirkungszusammenhänge für eine heterogene Berichterstattung beinhaltet.
Das Forschungsdesign ist ausgerichtet an der Methode der Grounded Theory in der Version von Corbin und Strauss. Kern des Modells ist der Prozess der Lageberichtserstellung auf der Mikroebene. Strukturiert wird dieser Prozess anhand induktiv abgeleiteter Rollen für das Verhalten der Akteure im Rahmen der Lageberichtserstellung.
Die betrachteten Fälle zeigen eine hohe Variation der Prozessabläufe in Unternehmen. Bezogen auf die Geschäfts- bzw. Lageberichterstattung ist in der Literatur völlig unbeleuchtet, wie der Erstellungsprozess von Finanzberichten abläuft. Hierzu leistet die Arbeit einen Beitrag. Im Modell wird der Prozess der Lageberichtserstellung verknüpft mit Variablen der Organisations-(Meso)ebene und der Umfeld-(Makro)ebene. Dieser Erweiterung liegt die Erkenntnis zugrunde, dass Unternehmen ihre Berichterstattung für eine Kommunikation mit relevanten Interessengruppen nutzen. Die Variablen der Modellebenen sind teilweise kausal miteinander verbunden. Ontologisch wird diese Verknüpfung mit dem moderaten Holismus begründet.