Friedrich List: Voraussetzungen und Folgen.
Studien zur Entwicklung der ökonomischen Theorie X.
Bertram Schefold
Friedrich Lists zweihundertstes Geburtsjubiläum am 6. August 1989 veranlasste den Dogmenhistorischen Ausschuß des Vereins für Socialpolitik, seine Arbeit in diesem Jahr unter dem Thema „Friedrich List: Voraussetzungen und Folgen“ zu stellen. Karl Hardach untersuchte die wechselnden Einschätzungen, die das Listsche Werk in Deutschland erfahren hat, und die Rolle, welche die Aufgabe gemeinsamer wirtschaftlicher Entwicklung der Kleinstaaten für die deutsche Einigung spielte. Noboru Kobayashi berichtete zunächst von der List-Forschung in Japan und von der Bedeutung des Listschen Denkens für die ostasiatischen Länder. Die Charakterisierung der politischen Ökonomie Lists entwickelte er im folgenden aus dessen Schrift „Die Ackerverfassung, die Zwergwirtschaft und die Auswanderung“, in der die Modernisierung der Landwirtschaft gefordert wird, um dadurch die Bildung eines großen Binnenmarktes zu fordern und das Staatswesen zu stärken. Karl-Heinz Schmidt bemühte sich bei seinem Vortrag vor allem darum, diesen komplexen Gegenstand in einer „anschaulichen Theorie“ im Sinne Salins übersichtlich zusammenzufassen und mit den Begriffen der modernen Theorie der Wirtschaftspolitik zu belegen. Die ‚dogmenhistorisch‘ relevante Damenrede über Lorenz von Steins Schrift „Die Frau auf dem Gebiete der Nationalökonomie“ hielt Hans Ch. Binswanger. Gottfried Eisermann referierte über „Friedrich Lists Lebenswerk“ in historischer Perspektive, wobei er dessen Darstellungskraft und politischen Willen hervorhob, die in der Auseinandersetzung mit seiner Zeit hervortraten. Eine wissenschaftliche Leistung im systematischen Sinn wurde ihm jedoch abgesprochen. In seinem Referat wies Erich Streissler nach, daß die österreichische Nationalökonomie des späten 19. Jahrhunderts in einer theoretischen deutschen Nationalökonomie des frühen 19. Jahrhunderts wurzelt, die vor, neben und mit der historischen Schule existierte und die wesentlichen Gedanken der Grenznutzenschule und der Grenzproduktivitätstheorie der Verteilung bereits in kritischer Auseinandersetzung mit den englischen Klassikern entwickelte. Im letzten Referat beschäftigte sich Jürgen G. Backhaus mit der politischen Ökonomie der Schutzzolltheorie, indem er zuerst die Wirkungsgeschichte des Schutzzollarguments behandelte und anschließend theoretisch die Funktion des Schutzzolls bei List untersuchte.