Frühzug nach Toulouse
Ein Deutscher in der französichen Résistance 1942-1944
Gerhard Leo
Die Welt kommt ihm einfach vor (er hat recht: sie war selten so eindeutig wie in dieser Zeit), aber seine Abenteuer in der Résistance lassen ihn bald die Kompliziertheit der Personen und der Dinge erkennen. Darin liegt die eigentliche Anziehungskraft dieses Buches und der Unterschied zu anderen ähnlichen Veröffentlichungen. In der Regel ist es so, daß alles deutlich und klar wird, sobald der Held in die Résistance eintritt. Er hat seine Wahl getroffen. Für Gerhard aber verwirrt sich alles. Seine erste Lektion wird ihm schon bei seinem Treff in Toulouse mit einem Verantwortlichen der deutschen Widerstandsbewegung erteilt. Sein Gesprächspartner ist ein erfahrener Kämpfer, den Nazikonzentrationslagern entronnen, der den Krieg in Spanien in den Internationalen Brigaden überlebt hat und aus einem französischen Internierungslager geflohen ist; er gehört zu den Leitern der deutschen antifaschistischen Bewegung im besetzten Frankreich, französisch spricht er mit starkem deutschen Akzent, was natürlich sein Risiko noch vermehrt … Als LKWs voller deutscher, ihre Lieder laut singender Soldaten an ihnen vorbeifahren, kann der junge Gerhard seine tiefe Abneigung nicht verbergen, der andere aber bemerkt kühl: “Wenn du zufällig einen anderen Vater gehabt hättest, würdest du vielleicht da oben mit ihnen sitzen und singen …”
Gilles Perrault im Vorwort zu diesem Buch Durch Dekret des Präsidenten der Französischen Republik vom 26. Januar 2004 wurde unser Kamerad Gerhard Leo, ehemaliger Kämpfer der Französischen Resistance, zum Chevalier de la Legion D`Honneur, (Ritter der Ehrenlegion) ernannt.