Fukushima – Im Schatten
Teil 1 - Katastrophe und Flucht Teil 2 - Ein schwach verstrahltes Jahr
Jürgen Oberbäumer
Ein Ostwestfale in Japan! Nach einem frühen Schiffbruch in den Stürmen der eigenen Seele rettete er sich auf eine einsame Insel, fern von allem Bekannten, am Rand der bewohnten Welt: wo er Frau und Kinder fand. Man lebt nur zweimal, sah er früh: und das zweite, das glückliche Leben am Rand des pazifischen Ozeans wurde von Grund auf erschüttert als eben dieser Ozean sich erhob und ihm eine Lehre erteilte. Der elfte März 2011 und die folgende Woche waren Tage von Vertreibung und Flucht. Das Jahr darauf – ein Hängen an den Fingerspitzen. Dreiunddreissig Kilometer südlich von Fukushima Dai-ichi lebt es sich schwer. Es ging aber alles noch einmal gut. – Ging es wirklich gut? Eine Lehre wurde mir und uns allen Japanern hier erteilt, das ist zweifelsfrei: wer sich in eine dreifache Katastrophe von Erdbeben, Tsunami und Kernschmelze verwickelt findet, beginnt nachzudenken. Was lernte ich? Ich begann zu schreiben um mir darüber klar zu werden. Ich begann nach fast einem Jahr der Schreckstarre mich zu erinnern. Als Zeitzeuge führe ich nun fortlaufend Protokoll: „Fukushima“ ist eine Katastrophe in mehreren Akten. Als Zeuge der Ereignisse finde ich einen Sinn in unserer, nämlich meiner Frau und meiner, Existenz am Rande des Entsetzens. Ich möchte aufrütteln.