Funktionsbegriff und Unsicherheit in der Ökologie
Beiträge zu einer Tagung des Arbeitskreises «Theorie» in der Gesellschaft für Ökologie vom 10. bis 12. März 1999 im Heinrich-Fabri-Institut der Universität Tübingen in Blaubeuren
Kurt Jax
«Funktion» und «Unsicherheit» sind Begriffe, die bei der Erstellung von Praxisnormen des Umwelt- und Naturschutzes eine zunehmend wichtige Rolle spielen. Die Bedeutungen, unter denen diese Begriffe in einem ökologischen Kontext gebraucht werden, sind jedoch oft sehr unscharf, was ihre Anwendung erschwert. Ziel des Buches ist es, die theoretischen Grundlagen derselben zu beleuchten und zu ihrer effektiveren Nutzung beizutragen. Die Beiträge gehen auf eine Tagung des Arbeitskreises «Theorie» der Gesellschaft für Ökologie zurück, die sich diesen Themen aus unterschiedlichen Perspektiven annahm. Während der Funktionsbegriff diejenigen Aspekte von Natur in den Vordergrund stellt, die sich klar und eindeutig in ihren Ursache-Wirkungs-Beziehungen erfassen lassen, thematisiert Unsicherheit diejenigen Aspekte, die sich scheinbar oder tatsächlich einer solchen Formalisierung entziehen und das Potential unerwarteter und unvorhersehbarer Ereignisse und Entwicklungen darstellen. Es werden die diversen Ideen vorgestellt, die mit dem Funktionsbegriff in den Umweltwissenschaften verbunden sind und hierbei relevante Schnittstellen zwischen der Ökologie und den normativen Anteilen des Umwelt- und Naturschutzes aufgezeigt. Ebenso werden Mittel, Möglichkeiten und Grenzen der Bewältigung von Unsicherheiten dargestellt. Funktion und Unsicherheit, so machen die Beiträge dieses Buches deutlich, sind Aspekte der Natur, mit denen wir umgehen müssen, weil sich diese Polarität weder in der einen noch in der anderen Richtung auflösen läßt. Die ökologische Forschung wie der Umwelt- und Naturschutz müssen sich beidem widmen und Methoden zu einem differenzierten Umgang mit diesen Phänomenen entwickeln.