Gabriel Narutowicz
Wasserbauer, Hochschullehrer und Politiker
Marek Andrzejewski
Narutowicz wurde 1865 in Litauen geboren und wuchs als zweiter Sohn adliger Gutsbesitzer polnischer Herkunft auf. Das Studium an der Universität St. Petersburg musste er wegen einer Lungentuberkulose unterbrechen. Er begab sich zur Kur nach Davos und blieb aus politischen Gründen nach der Genesung in der Schweiz. Er studierte in Zürich, zog nach dem Studium nach St. Gallen, arbeitete an der Rheinkorrektion mit, erwarb das Bürgerrecht von Untereggen (SG) und trat später in das renommierte Ingenieurbüro Louis Kürsteiner ein. Mit 43 Jahren wurde er als Professor für Wasserbau an die ETH berufen. Neben der 12-jährigen akademischen Tätigkeit unterhielt er ein eigenes Ingenieurbüro in Zürich und wurde Bürger der Stadt. Er arbeitete u.a. für die Bernischen Kraftwerke AG, unter seiner Leitung entstanden das Wasserkraftwerk Mühleberg und Vorprojekte zu den Kraftwerken Oberhasli. 1920 wurde er als Minister für öffentliche Arbeiten nach Warschau berufen. Als Patriot setzte er sich für den Wiederaufbau des vom Ersten Weltkrieg schwer geprüften Landes ein, mit 57 Jahren wurde er zum Staatspräsidenten gewählt, eine Woche später ermordet. In Polen wird er seither verehrt. Der Historiker Marek Andrzejewski legt nun die erste wissenschaftliche, äusserst lesenswerte Biografie über Narutowicz in deutscher Sprache vor, der in seiner Person wie wohl kein anderer schweizerische und polnische Geschichte miteinander verbunden hat.