Ganz viel Licht
Vergessen lernen
Jens Braun
Zur Form:
Der Schriftsatz ist ein Kunststück des Aufsehens aus dem Strom der geteilten Aufmerksamkeit und ein Buch der Hilfe über das Erspüren eines eigenen Weges. Die Gedanken und Handlungen werden trivial dargestellt. Die Textform verdeutlicht unscheinbar gesetzte Grenzen und gibt angestammten Werten und Worten neuen Raum.
Was will der Text:
Der Moment größter Verzweiflung kann der Beginn des wichtigsten Lernens werden. Des Lernens zu vergessen. Dem Protagonisten Felix in „Ganz viel Licht“ gelingt dies nicht einfach so. Die Umkehrung des Vorgangs, mit Hilfe dessen man sich etwas aneignet und versichert, kann man nicht einfach auch erlernen. Vergessen in diesem Sinne ist ein Begreifen, das eben nicht weiter in die Tiefe geht und verknüpft. Viel mehr hat es mit einer Hingabe zu tun, für das, was man außerdem noch alles sehen und fühlen kann.
Zur Handlung:
Felix hat einen guten Abschluss, einen gut bezahlten Job, eine Wohnung in der Stadt und eine hübsche Freundin. Und doch fühlt er sich als stünde er mitten in einer Schlacht. Er kämpft den modernen Kampf des Überlebens. Eine Degradierung macht ihn zum Spielball.
Die Nachwehen einer berauschten Nacht bringen den Protagonisten schliesslich zum Nullpunkt. Eine Dimension, wo alles psychische gleich physisch ist: „Wenn man einfach so sterben könnte, dann müsste das doch hier und jetzt passieren.“ Doch er überlebt und erlebt Wunder. Felix war früher begeisterter Biologieschüler gewesen. Nun erkennt er die Zusammenhänge zwischen Wirtschaft und Gesellschaft neu. Er beobachtet Muster und Verbindungen in der Natur, welche die Biologie oder Evolutionstheorie als zeitlich getrennt betrachtet hatten. Alkohol und Drogen sind es nicht. Sport ist es auch nicht. Doch hinter allem steckt ein immer gleiches Motiv. Fasziniert kehrt er zur Universität zurück. Nicht als Student, sondern als Suchender, der mit einer weiteren Wahrnehmung Antworten findet. Arbeit ist es nicht.