Ganz wie Mutter
Elisabeth Dreisbach
Nie hätte Henriette Brenner geglaubt, auf eigene Mutterfreuden verzichten zu müssen. Das höchste Erdenglück schien ihr, Weggenossin eines geliebten Mannes zu sein und sich ganz der Pflege und Erziehung eigener Kinder widmen zu können. – Es blieb ihr versagt. Und doch warteten Mutterpflichten auf sie, zwar anders, als sie es sich ausgemalt, aber doch auch glückspendend und ihr Dasein ausfüllend. Wohl war es ein harter Weg, voll Mühe und Selbstverleugnung. Manch bittere Enttäuschung war ihr beschieden, manche Stunde innerer Einsamkeit und Not.
Als sie aber erkannt hatte, worauf es ankam, nämlich auf die beiden großen Mutterkünste, warten können und Liebe üben – immer wieder, da erlebte sie den schönsten Dank, die größte Belohnung, indem die Kinder ihres Bruders, dem der Tod die Lebensgefährtin entrissen hatte, bekannten: Sie ist ganz wie Mutter. Henriette Brenner blieb nicht an den unerfüllten Wünschen und Hoffnungen ihres Lebens stehen, sondern fand, da sie mit offenen Augen, warmem Herzen und arbeitswilligen Händen durch ihre Tage ging, ein großes Betätigungsfeld für ihre starke Mütterlichkeit. Reich war ihr Leben, weil sie gab.
Elisabeth Dreisbach (1904 – 1996) zählt zu den beliebtesten christlichen Erzählerinnen des 20. Jahrhunderts. Ihre zahlreichen Romane und Erzählungen erreichten ein Millionenpublikum. Sie schrieb spannende, glaubensfördernde und ermutigende Geschichten für alle Altersstufen. Unzählig Leserinnen und Leser bezeugen wie sehr sie die Bücher bewegt und im Glauben gestärkt haben.