Gedichte
Hans Ch Günther, Georgios Seferis
Zum hundertsten Geburtstag des Nobelpreisträgers und bedeutendsten neugriechischen Lyrikers des zwanzigsten Jahrhunderts, Georgios Seferis (1900-1971), erscheint mit der Übersetzung von Hans-Christian Günther die erste deutsche Gesamtübertragung seines dichterischen Werkes. Sie enthält alle vom Dichter veröffentlichten und orisierten Gedichte und ist somit die einzige vollständige Übersetzung überhaupt, da selbst die englische Gesamtübertragung einige wenige Gedichte als unübersetzbar auslässt. Georgios Seferis wurde mit seiner ersten 1931 veröffentlichten Gedichtsammlung der Begründer der modernen Lyrik in Griechenland. Seferis darf ohne Zweifel unter die bedeutendsten Lyriker des zwanzigsten Jahrhunderts gerechnet werden, der es unbedingt verdient, über den kleinen Kreis der des Neugriechischen Kundigen hinaus bekannt zu sein. Sein dichterisches Werk steht in enger Verbindung sowohl mit der bis in die Antike zurückreichende literarischen Strömungen der zeitgenössischen europäischen Literatur. Als das Werk eines umfassend gebildeten und auf der Höhe des geistigen Lebens seiner Zeit stehenden Dichters, der andererseits zugleich aus einem Randgebiet Europas stammt, ist es gerade auch für den vergleichenden Literaturwissenschaftler von hohem Interesse. Zudem war Seferis als Berufsdiplomat der dramatischen Geschichte seines kleinen Landes von der Vertreibung der Griechen aus der Türkei infolge des Ersten Weltkrieges bis hin zur Diktatur der Obristen, die er in einer berühmt gewordenen öffentlichen Erklärung mutig und scharf verurteilte, eng verbunden. Von Anfang an ein kompromissloser Gegner jedes Nachgebens gegenüber dem italienischen und deutschen Faschismus war er Mitglied der griechischen Exilregierung und nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges Botschafter in wichtigen Positionen sowie UN-Beauftragter seines Landes. In seinem Werk spiegelt sich die persönliche und geschichtliche Erfahrung eines Mannes, der zu den herausragenden intellektuellen und öffentlichen Persönlichkeiten seines Landes gehörte. Erklärende Anmerkungen zu allen zum unmittelbaren Textverständnis erforderlichen Fakten erschließen dieses Werk auch dem mit der neugriechischen Sprache, Kultur und Geschichte weniger vertren Leser.