GEDICHTE

Deine Gedichte sind was Form und Genre angeht breit aufgestellt. Wer sich für einen solchen Ansatz offen zeigt, wird reich beschenkt. Du bietest dem Leser ein kleines klassisch gehaltenes Epos über eine Alltagsheldin ebenso an wie Haiku, Gedankensplitter, Aphorismen und Texte mit Anflügen von Gedankenströmen aus der Innenwelt einer Figur. Das ist beeindruckend.
Drei große Themen ragen heraus wie ich finde: Leben zwischen fester Verotung und permanenter Veränderung, Freunde und die Liebe. Du thematisiert Erlebnisse aus deinem und fremden Leben vorzugsweise rückblickend auf Unwägbarkeiten, Abstürze, Stillstände, Aufstiege und Verwirrungen ebenso wie auf erlesene und unvergessliche Augenblicke. Du schenkst uns prägnante Bilder von den Gegensätzen des Lebens, die uns die Welt lehren.
Du setzt dem Fanatiker die leise und gleichwohl wirkmächtige Stimme der Menschlichkeit entgegen. Gelegentlich bist du politisch, wie gesagt leise und behutsam als Humanist unterwegs, nie platt und parteiisch. Der Staub der Mauern unserer Leben bleibt.
Manche Protagonisten sind abgehängt oder haben sich abgehängt. Knast, arbeitslos, geschieden und Sohn im Knast. Große Herausforderungen an denen Du dich im richtigen Leben abgearbeitet hast, mit viel aber noch nicht genug Anerkennung für Deine Leistung für die Anderen.
Das Leben in ständiger Veränderung und Hektik bietet Amüsement und Abnutzung zugleich. Stolz und Übermut der Jugend endet in dicken Bäuchen und Alkohol im Alter. Aus Grimassen werden Masken.
Viele intime Momente der Liebe schenkst Du uns, die schöner, anmutiger nicht sein könnten. Nur ein Blick, ein Augenblick. Liebe die ebenso unverdient wie plötzlich überwältigt. Die man im vollständigen Irrsinn leichtfertig herschenkt, während der Teddybär und das Kinderbuch wohlbewahrt auf dem Dachboden vor sich hin stauben. Es ist die Unfähigkeit des Menschen, das Wertvollste im Leben zu bewahren.