Gefährlichkeitsprognosen bei Straftätern: Was zählt?
Eine experimentelle Untersuchung zum Gebrauch der Eingangsinformation bei der Vorhersage eines sozial definierten Kriteriums durch klinische Urteiler
Stefan Hinz
In krassem Gegensatz zu ihrer kriminalpolitischen Bedeutung sind Prognosen zur Gefährlichkeit von Straftätern wissenschaftlich kaum begründbar und führen nach bisherigen Untersuchungen mehrheitlich zur Fehlklassifikation des Begutachteten. Die vorliegende Arbeit hat den diagnostischen Prozess bei der Gefährlichkeitsprognose durch klinische Urteiler zum Gegenstand. Bei einer alltagsnahen Simulation einschlägiger Begutachtungsfälle wurde experimentell geprüft, ob die üblicherweise erhobenen ausführlichen Informationen zur Persönlichkeit eines Täters einen stärkeren Einfluss auf das Urteil über seine Gefährlichkeit ausüben können als die bis dahin bekannte Legalanamnese.