Geheime Depeschen aus Berlin
Der französische Botschafter François-Poncet und der Nationalsozialismus
Jean-Marc Dreyfus, Birgit Lamerz-Beckschäfer
Als französischer Botschafter in Berlin erlebte André François-Poncet 1931–38 das Ende der Weimarer Republik und den Aufstieg des Nationalsozialismus. Der Franzose war ein ausgezeichneter Kenner Deutschlands und seiner Kultur, sprach fließend Deutsch. Er gilt nicht nur als gut informierter Beobachter, sondern auch als scharfsinniger Analytiker. Bereits bei seinem Amtsantritt im Herbst 1931 schilderte er die Gefahren, denen er Deutschland und Europa mit dem Aufstieg der Nationalsozialisten ausgesetzt sah.
Die Botschaftsberichte sind einmalige Dokumente über das nationalsozialistische Deutschland. François-Poncet beobachtet und kommentiert die Ereignisse genau, dabei hat er einen Blick sowohl für die ökonomischen Probleme als auch für Spezialthemen wie etwa Verwaltungsreformen. Sensibel spiegelt er immer wieder nationalsozialistische Propaganda und öffentliche Meinung nach Paris. Zwei Themen räumt er besondere Aufmerksamkeit ein: der »Volksgemeinschaft« und der Judenverfolgung.