Geld, Macht und Herrschaft
Zur Kritik des Geldbegriffes und des interdisziplinären Gelddiskurses
Lars Bräutigam
Geld, Macht und Herrschaft ist eine interdisziplinäre Untersuchung über den theoretischen Umgang mit Geld und seiner funktionalen Abgrenzung. Geld wird für die ökonomische Theorie durch seine Verwendung als Tauschmittel determiniert. Die fragwürdigen theoretischen Grundlagen dieser Setzung bleiben anderen Wissenschaften wie der Soziologie, der Ethnologie und Anthropologie oder der Geschichtswissenschaft verborgen, während die ökonomische Sichtweise einen großen Einfluss auf diese Disziplinen und deren Geldbetrachtung hat. Ein wirklich interdisziplinärer, pluralistischer und wissenschaftlicher Gelddiskurs existiert dagegen kaum. Stattdessen wird auf Basis des spezifisch modernen Geldgebrauchs darüber entschieden, ob in sehr verschiedenen Kulturen und historischen Zeiträumen die Verwendung von Geld angenommen werden kann oder nicht. Die Auffassungen verschiedener Wissenschaftler und der von ihnen verfassten Theorien in dieser Frage laufen weit auseinander. Diesem Zustand der Geldforschung wird in fünf Kapiteln entgegenzuwirken versucht. Die funktionale Betrachtung des Geldes wird aus geschichtswissenschaftlicher, ethnologischer, anthropologischer, soziologischer und ökonomischer Perspektive anhand ausgewählter theoretischer Ansätze beleuchtet. Dabei werden Grundlagen für eine interkulturelle Analyse des Geldes erarbeitet. Zudem werden die inhärenten Defizite einer Geldbetrachtung veranschaulicht, die entgegengesetzt zum kulturellen Entwicklungsverlauf angelegt ist. Ihr Erkenntnisproblem besteht darin, tradierte Formen der Geldverwendung aus dem zeitgenössischen Wirtschafts-, Gesellschafts- und damit Geldverständnis begreifen zu wollen. Im Zuge dieser Auseinandersetzung wird eine streitbare Theorie entwickelt, die Geld in modernen und „primitiven“ Gesellschaften ein gemeinsames Funktionsprinzip unterstellt. Es wird lediglich durch die kulturell verschiedenen Verwendungsweisen überdeckt.