Gender / Mythos von Preußer,  Heinz-Peter

Gender / Mythos

Antike und Gegenwart der Geschlechterverhältnisse

Die ältesten Narrationen über Geschlechterverhältnisse, die noch in unsere Gegenwart hineinwirken, stammen zum größten Teil aus der Antike, insbesondere aus der griechisch-römischen. Mythos und Geschlecht sind hier paradigmatisch aufeinander bezogen. In ihnen erscheinen Jahrtausende alte Erfahrungen der Menschheit sedimentiert, verdichtet in Erzählkontexten, die Genderzuordnungen plausibel machen, Gewaltverhältnisse und soziale Strukturen in ihrer je spezifischen historischen Situierung legitimieren sollen.
Immer sind diese Zuschreibungen interessegeleitet und machtabhängig. Sie reflektieren aber auch konstante Erfahrungen, die Sexualität und Erotik einfügen in das relationale Geflecht der conditio humana. Zwischen diesen Polen agiert der Gender/Mythos. Er macht evident, dass es immer diskursive Regularien sind, die bestimmen, was gefordert, erlaubt oder nur eben toleriert ist in den Praktiken der Geschlechtlichkeit, gemessen an den Positionen, die man gerade einnimmt.
In einer nur scheinbar libertären Gesellschaft wie der unseren, die für die Rechte der Homosexuellen etwa streitet und anderen Staaten, welche diese Praxen nicht zulassen (mit Ausnahme des Vatikans), mit (wenigstens symbolischen) Sanktionen droht, ist bereits der Besitz von Kinderpornografie ein Kapitalverbrechen. Die alten Griechen hingegen hatten die Pädophilie integriert in ihre Balance der Triebregulation – so wie auch die gleichgeschlechtliche Liebe ihren Platz hatte in der Diätetik der Körper zwischen aktiven und passiven Verhaltensmustern.
Sicherlich war die Antike misogyn – das gilt vor allem für das Vorbild aller Demokratie, das klassische Athen. Aber jenseits ihrer Unterordnung in der Ehe gab es auch souveräne Frauen – nicht nur im Hetärentum oder bei den mythischen Amazonen. Und in diesem Klima gedieh wiederum auch die erste Anklage gegen diese unwürdige Zurücksetzung, die sich schlicht auf das Prinzip der Egalität berief – nämlich in der antiken, attischen Tragödie. Die Siegelkonstellation des Gender/Mythos macht also vor allem eines deutlich: dass es keinen einfachen Fortschritt gibt im nach wie vor turbulenten Feld der Geschlechterverhältnisse zwischen Antike und Gegenwart.

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Die Publikation Gender / Mythos - Antike und Gegenwart der Geschlechterverhältnisse von ist bei Königshausen u. Neumann erschienen. Die Publikation ist mit folgenden Schlagwörtern verschlagwortet: Antike und Gegenwart, Gender, Geschlechterverhältnisse, Mythos. Weitere Bücher, Themenseiten, Autoren und Verlage finden Sie hier: https://buch-findr.de/sitemap_index.xml . Auf Buch FindR finden Sie eine umfassendsten Bücher und Publikationlisten im Internet. Sie können die Bücher und Publikationen direkt bestellen. Ferner bieten wir ein umfassendes Verzeichnis aller Verlagsanschriften inkl. Email und Telefonnummer und Adressen. Die Publikation kostet in Deutschland 49.8 EUR und in Österreich 51.2 EUR Für Informationen zum Angebot von Buch FindR nehmen Sie gerne mit uns Kontakt auf!