Genderperformances
Mimikry im Feministischen und Post-Kolonialen Kontext
Anna Tautfest
In welcher Haltung sitzen wir in der U-Bahn, mit welchen Gesten drücken wir uns täglich aus? Inwieweit ist gesellschaftlich geprägt, was wir als persönlich wahrnehmen? Was macht Sozialisation aus und wie werden wir in Gender-Normen eingepasst – ohne es vielleicht zu merken? Das Buch Genderperformances beschäftigt sich mit diesen Fragen und geht ihnen auf unterschiedlichen Ebenen nach. Ausgehend von Marianne Wexes Foto-Archiv von Gesten im öffentlichen Raum beleuchtet die Autorin die Frage nach Ausdrucksweisen auch im philosophischen Kontext, u.a. mit Luce Irigaray, Homi Bhabha und Gayatri Spivak. Fragen von Anpassung und Aneignung, von Mimikry und Maskerade werden aus queer-feministischer und post-kolonialer Sicht diskutiert. ANna Tautfest wendet diese theoretischen Diskurse auf performative Produktionen an, liest die Theorie mit der Praxis gegen. Wie werden diese philosophischen Aspekte in künstlerischen Arbeiten ausgedrückt? Im Film „Paris is Burning“ werden Gender-Normen mit dem Tanzstil Voguing hinterfragt, Zuschreibungen wie „race“ und „class“ werden dabei in intersektionaler Weise mit adressiert. Diesen (Tanz)Bewegungen folgend umkreist Tautfest Motive von Anähnlichung und Verschiebung in zeitgenössischen queeren Hip-Hop Songs. Wie werden stereotype Geschlechterbilder hier neu verhandelt? Die sissy bounce Bewegung jedenfalls stellt den – meist männlichen – Hintern ins Zentrum und gleichzeitig auf den Kopf und entgeht so einer normativen Sichtweise und Zuschreibung. So dreht es sich in diesem Buch immer wieder um die Frage von Repräsentation, Aus- und Einschlüsse. Um die Frage von möglicher Verschiebung und Einflussnahme eines Status Quo aus subkultureller Perspektive. Und um das Konzept von „Original“ und „Kopie“ und wie die Kopie originaler als das Original werden kann.