Geologische und bodenmechanische Ursachen von Rutschungen, Gleitungen und Bodenfließen
Herbert Karrenberg, Harald Kühn-Velten, Horst Schellhorn, Gerhard Stadler, Richard Wolters
(H. KARRENBERG) Die rege Bautätigkeit der letzten Jahre hat in zunehmendem Maße das Bedürfnis erkennen lassen, die Standfestigkeit von Böschungen besser als bisher beurteilen zu können. Rutschungen an steilen Hängen in lockeren und festen Gesteinsarten, Gleitungen größerer Hangpartien, Fließen und Kriechen einer obersten Gesteins schicht oder der Verwitterungsbildungen über dem festen Untergrund sind Erscheinungen, die bei allen künstlichen Veränderungen der natürlichen Bö schungen erwartet werden müssen. Aber auch ohne menschlichen Eingriff können natürliche Böschungen ihre Standfestigkeit verlieren, z. B. durch Erosion oder durch Verwitterung. Schon bei der Planung von Bauvorhaben ist auf die Möglichkeit der Hangbewe gungen Rücksicht zu nehmen, sei es, daß der von Menschenhand unberührte Hang sich in Bewegung befindet oder in Bewegung kommen kann, sei es, daß durch die Anlage einer Baugrube oder eines Einschnitts oder durch andere künstliche Einflüsse das natürliche Gleichgewicht eines Hanges gestört wird. Außer der Gefahr der Zerstörung des geplanten Bauwerks durch natürliche oder künstlich beeinflußte Hangbewegungen, ist die Gefahr einer Beeinträchtigung der Nachbarschaft durch die Baumaßnahmen in jedem Fall sorgfältig zu erwägen. Wie steil eine künstliche Böschung sein darf, ohne daß Schäden am Bauobjekt oder in der Nachbarschaft auftreten, ist im Einzelfall oft schwer zu entscheiden. Die Frage ist nicht einfach durch Angleichung an die natürlichen Böschungsver hältnisse zu lösen. Die abzuräumenden Massen sind oft viel zu umfangreich. Bei der vielerorts hohen Bebauungsdichte ist das Bauland außerdem teuer. Unnötig flache Neigungswinkel erhöhen nicht nur die Kosten des Bauobjekts, sondern beanspruchen auch viel Baugelände und entziehen es vielleicht einer zweck mäßigeren Verwendung.