Gérard Grisey
Ulrich Tadday
Der Hauptvertreter der sogenannten Spektralmusik, Gérard Grisey, begründete die Technik der „instrumentalen Synthese“, die dem Gesetz der menschlichen Atmung folgt, d. h. wechselnde Momente von Spannung und Entspannung. Heft 176 der „Musik-Konzepte“ nähert sich seinem außergewöhnlichen Werk von verschiedenen Seiten.
Die „Musique spectrale“ Gérard Griseys (1946–1998) wie auch die der anderen Mitglieder der Gruppe „L’Itinéraire“ (franz. „Der Weg“), die Hugues Dufourt 1973 gründete, nimmt ihren Ausgang weniger in der philosophischen Reflexion des musikalischen Materials als vielmehr in der physikalischen Analyse des musikalischen Klangs. Dessen Dimensionen werden ausgehend vom Spektrum der Obertöne gewissermaßen kompositorisch erforscht. Griseys Werk verbindet dabei die Ver- und Bearbeitung von Klangfarben im Geiste Messiaens, Stockhausens und Ligetis mit naturwissenschaftlichen Erkenntnissen, die den Einsatz mathematischer Formeln und numerischer Schemata begründen. Thema des Heftes sind die Wandlungen der Klangdimensionen, die Gérard Grisey in verschiedenen Phasen seines Schaffens vollzogen hat.