Geschichte original – am Beispiel der Stadt Münster / Die Preussen in Münster 1815-1870
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Bernd Haunfelder
An der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert vollzog sich in Münster eine regelrechte Zeitenwende. Das jahrhundertealte Fürstbistum wurde im Zuge der territorialen Neugestaltung Europas aufgelöst, und nach den napoleonischen Eroberungszügen und den Befreiungskriegen gelangte die Stadt 1815 dauerhaft zu Preußen. Münster, nunmehr Provinzialhauptstadt, stieg zur Verwaltungsmetropole Westfalens auf. Die katholische Bevölkerung hat die tiefgreifenden Umwälzungen aber nur mit Widerwillen hingenommen, viele störten sich an dem protestantischen Landesherrn, an höheren Steuerlasten und an der allgemeinen Wehrpflicht. Aber Münster genoß auch viele Vorteile. Preußens „Wacht am Rhein“ schützte das Land vor fremder Bedrohung, die Verwaltungsstrukturen, die größtenteils noch heute bestehen, sicherten bescheidenen, aber dauerhaften Wohlstand. Gleichwohl verharrte das abseits der großen Verkehrswege gelegene Münster noch überaus lange in biedermeierlicher Behäbigkeit. Aus der politischen wie wirtschaftlichen Erstarrung löste sich die Stadt erst nach der Reichsgründung, als sie auch über den Promenadenring hinauswuchs.